Wenig Loop für kleine Leute

Wann gibt es endlich mehr AID-Systeme für Kinder unter sieben Jahren?

Automatisierten Insulin-Dosierungssysteme (AID) – auch hybride Closed-Loop-Systeme oder "künstliche Bauchspeicheldrüse" genannt – sind Game-Changer bei der Behandlung von Diabetes. Für Klein- und Vorschulkinder steht diese Technologie jedoch nur eingeschränkt zur Verfügung. Nur wenige Systeme sind zugelassen und geeignet.


Sechs von zehn Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 nutzen Insulinpumpen. Seitdem auch CGM-Systeme verfügbar sind, hat die Kombination beider Systeme die Therapie von Diabetes revolutioniert. „Ein entscheidender Wendepunkt war 2016 die Verordnungsfähigkeit von kontinuierlichen Glukosemesssystemen“, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Neu, vom Ärzte-Verband Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). „Diese Technologie hat zusammen mit den automatisierten Insulinabgabe-Systemen die Diabetes-Therapie grundlegend verändert“, so der Arzt für Kinder- und Jugendmedizin.

Einstellung des Blutzuckers bei Kleinkindern besonders schwierig

Die Einstellung des Blutzuckers ist bei Kleinkindern mit Typ-1-Diabetes oft schwierig. Sie benötigen meist nur eine geringe Insulinmenge und was sie essen und wie viel sie sich bewegen, ist für die Eltern oft schwer vorhersehbar. „Der Zugang für diese Patientengruppe zu den modernen Systemen ist uns daher ein besonderes Anliegen“, so Neu. „Aber aktuell sind nicht alle Systeme für die Jüngsten zugelassen, obwohl sie am meisten von dieser Technologie profitieren könnten.“ Eine internationale Studie beweise den Nutzen von AID-Systemen bei Vorschulkindern.

Forderung nach Vereinfachung und Beschleunigung der Zulassungsverfahren

Wie in allen Bereichen der Medizinprodukte und Arzneimittelentwicklung werden die Systeme oft zunächst für Erwachsene oder ältere Kinder und Jugendliche überprüft. Daher gibt es derzeit nur begrenzte Optionen für Kinder unter sieben Jahren. „Es ist daher notwendig, die Zulassungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, damit die jüngsten Patientinnen und Patienten schnellstmöglich am Fortschritt teilhaben können“, fordert Neu.

So funktioniert die „Künstliche Bauchspeicheldrüse“

Automatisierte Insulin-Dosierungssysteme ("AID"), auch bekannt als Hybrid-Closed-Loop-Systeme, kombinieren Insulinpumpen und kontinuierliche Glukosemessungen zur automatischen Insulinabgabe – immer basierend auf Echtzeit-Glukosewerten. Ein Algorithmus passt regelmäßig die Insulindosis an und kann den Korrekturbolus automatisiert abgeben. Das sorgt nicht nur für eine bessere Einstellung des Stoffwechsels, sondern stellt auch die Blutzuckerwerte während der Nacht ein und verhindert, dass man in den Unterzucker rutscht. Die Insulindosis passt sich automatisch an die verzehrte Kohlenhydratmenge und an Sport an. Die neuen Systeme ahmen sozusagen die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach. Das erleichtert den Alltag von Betroffenen und ihren Angehörigen und reduziert das Risiko für Spätfolgen von Diabetes.

Kontinuierliche Schulungen Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung

Um die neuen Technologien richtig nutzen zu können, müssten aber auch sowohl alle, die sich um Kleinkinder mit Diabetes kümmern, als auch die Eltern ausreichend geschult sein. Nur wenn hier das nötige Wissen vorhanden sei, könntenen die modernen Systeme auch richtig eingesetzt werden. „Eine gründliche Schulung und regelmäßige Auffrischungen sind entscheidend für den Therapieerfolg“, betont Neu.