Durchbruch in China

Stammzellen machen Insulin überflüssig – Diabetes ade?

Eine 25-jährige Chinesin mit Diabetes Typ 1 benötigt seit über einem Jahr keine Behandlung mit Insulin mehr. Dies ist die Folge eines Implantats von Zellen der Bauchspeicheldrüse, die aus Stammzellen der Frau gewonnen wurden.


Im Sommer 2023 hatten Mediziner der Frau Inselzellen in die Bauchmuskeln transplantiert. Diese Zellen sind für die Produktion von Insulin zuständig und wurden im vorliegenden Fall aus den Stammzellen der Frau hergestellt. Die übertragenen Zellen stellten dann im Körper der Frau Insulin her. Bereits zweieinhalb Monate nach dem Einsetzen sei sie unabhängig von der Gabe von Insulin gewesen, schreiben die Autoren der über diesen Fall veröffentlichten Studie. Nach einem Jahr hatte sich ihr Blutzucker ohne Medikamente normalisiert und der HbA1c war auf fünf Prozent gesunken.

Frau mit Diabetes Typ 1 nimmt Immunsuppressiva ein

Damit ist dies die weltweit erste erfolgreiche Transplantation von Inselzellen. Die Zellen wurden vermutlich deswegen nicht vom Körper abgestoßen, weil die Frau wegen einer früheren Transplantation der Leber Immunsuppressiva einnehmen muss.

Stammzellen sind pluripotent, das heißt, sie können sich in die verschiedensten Zelltypen ausdifferenzieren. Diverse Forschergruppen behandeln aktuelle Menschen mit Typ-1-Diabetes mit Inselzellen, die aus Stammzellen hergestellt wurden. Ein US-amerikanische Firma berichtete dieses Jahr über zwölf Probanden, die nach der Infusion von Inselzellen wieder eigenes Insulin produzieren konnten. Einige von ihnen kommen bereits über ein Jahr ohne Injektionen von Insulin aus. In diesem Fall stammten die Stammzellen allerdings nicht von den Patienten selber sondern von Spendern. Man spricht deswegen von allogenen Stammzellen. Alle Teilnehmer nehmen Immunsuppressiva ein, um eine Abstoßung der fremden Zellen zu verhindern.

Gefahr der Zerstörung der transplantierten Zellen

Typ-1-Diabetes ist die Folge einer Autoimmunreaktion, bei der Zellen des Immunsystems die Insulin-produzierenden Zellen zerstören. Die Autoantikörper – das sind Antikörper, die vom Immunsystem gebildet werden und sich gegen körpereigenes, gesundes Gewebe richten – könnten jedoch noch im Blut vorhanden sein.

Falls dies der Fall wäre, würden auch die transplantierten Inselzellen erneut vom Immunsystem angegriffen und zerstört werden.  Deswegen nimmt man an, dass es ohne Immunsuppressiva bei der Frau aus China vermutlich früher oder später wieder zu Typ-1-Diabetes mit Bedarf an Injektionen mit Insulin kommen würde.