Erhöhtes Risiko für kognitiven Abbau bei Typ-2-Diabetes

Nasenspray mit Insulin verbessert Gang (und kognitive Funktionen)

Senioren mit Diabetes Typ 2 werden doppelt so oft dement wie ältere Menschen ohne diese Stoffwechselstörung. Da dadurch die Selbstbestimmung und die Lebensqualität stark eingeschränkt werden, ist die Verhinderung dieser Hirnleistungsstörung in den letzten Jahren mehr in den Fokus gerückt.

Insulin wirkt auch im Gehirn. Es bindet dort unter anderem im Hippocampus an Rezeptoren in den Regionen, die für das Gedächtnis zuständig sind. Aber auch im Kleinhirn befinden sich Rezeptoren in den Regionen, welche die Bewegung koordinieren.

Insulinresistenz auch in Zellen im Gehirn

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kann es auch in den Zellen im Gehirn zu einer Insulinresistenz kommen. Die Zellen werden schlechter mit Glukose versorgt und erhalten weniger Nährstoffe. Die Insulinresistenz im Gehirn wird deshalb dafür verantwortlich gemacht, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes schneller altern. Dieser Prozess findet nicht nur bei Diabetikern statt, sondern auch bereits bei Personen mit Prädiabetes. Als Prädiabetes bezeichnet man ein Vorstadium von Diabetes, bei dem die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, die Blutzuckerwerte aber bereits erhöht sind.

Insulin über ein Nasenspray verabreicht

In letzter Zeit wurde untersucht, ob sich mit Insulin, das über die Nase verabreicht wird, die Hirnfunktion verbessern lässt. Ein insulinhaltiges Spray transportiert dabei Insulin über die Riechnerven oder die Gefäße ins Gehirn. An einer Studie nahmen neben 115 Typ-2-Diabetikern auch 129 Nicht-Diabetiker als Kontrollgruppe teil. Das Alter lag zwischen 50 und 85 Jahren. Alle Teilnehmer wurden gebeten, über ein halbes Jahr hinweg täglich einmal das insulinhaltige Nasenspray zu benutzen. Bei der Hälfte der Personen, war jedoch kein Insulin im Spray enthalten.

Gehgeschwindigkeit wichtiger Indikator für Demenz

Vor der Anwendung wurden die geistigen Fähigkeiten getestet und die Gehgeschwindigkeit zwei Mal gemessen. „Die Gehgeschwindigkeit ist ein wichtiger klinischer Prädiktor für das Wohlbefinden älterer Menschen, der mit kognitivem Verfall, Krankenhausaufenthalten, Behinderungen und Tod korreliert“, führen die Studienautoren aus. Während des zweiten Mals, mussten die Teilnehmer in siebener Schritten rückwärts zählen, eine Aufgabe, die vielen älteren Menschen schwerfällt. Nach den sechs Monaten wurden alle Tests wiederholt.

Schneller gehen nach einem halben Jahr

Nahmen die Diabetiker das Nasenspray mit Insulin ein, liefen sie schneller und zwar auch während des Zählens in Siebener Schritten. Auch nach Absetzen des Sprays hielt diese Wirkung an. Die kognitiven Funktionen verbesserten sich unter den Einfluss des Insulinsprays jedoch nicht, obwohl Aufnahmen mit Magnetresonanz­­tomografien zeigten, dass die Durchblutung im Gehirn erhöht war.

Bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe ohne Diabetes stellte sich heraus, dass einige bereits an Prädiabetes erkrankt waren. Bei diesen Menschen kam es nach Anwendung des Sprays zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungen und der Gehgeschwindigkeit. 

Während der Anwendung traten keine nennenswerten unerwünschten Nebenwirkungen auf. Die Behandlung mit intranasalem Insulin war auch komplikationsfrei bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die zusätzlich mit subkutanen Insulinen behandelt wurden, so die Autoren der Studie.