Passendes Thema zur passenden Zeit: Die Frage, wie Menschen mit Diabetes gut durch die Endjahres-Schlemmerzeit kommen, interessierte beim DIA-AID live Weihnachts-Special mehr als 130 Wissbegierige. Und die sollten ihre Teilnahme nicht bereuen: Schließlich führte der Diabetes- und Ernährungsberater Heiko Müller von Mevita nicht nur sehr kundig, sondern auch sehr unterhaltsam durch den digitalen Selbsthilfeabend.
Nach einer detaillierten und kompetenten Einführung in die Grundlagen von Basalraten, Bolusabgaben und Essensfaktoren nahm der Experte die Teilnehmenden anhand praktischer Beispiele mit auf eine Art virtuellen Weihnachtsmarktbummel.
Rostbratwurst und Lángos
Unter anderem ging es hier um die gerne auf Weihnachtsmärkten verputzte Rostbratwurst. Dabei würde man zwar eine recht große Menge Fett und Eiweiß aufnehmen, erklärte Heiko Müller – aber keine Kohlenhydrate. Im Falle der klassischen Herangehensweise „In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot“ seien daher zunächst mal die Fett-Protein-Einheiten (FPE) zu beachten. Und erst, wenn man zur Wurst auch ein Brötchen esse, müsse man in Sachen Insulinbedarf auch die Kohlenhydrate mit in Betracht ziehen.
Ein anderes Beispiel betraf den ebenfalls beliebten Buden-Snack Lángos (gerne auch „Langosch“ geschrieben). Hierbei, so Heiko Müller, handele es sich praktisch um Pizzateig, der allerdings in Fett ausgebacken werde. Einerseits enthalte eine solche Mahlzeit also enorm viele Kohlenhydrate, sodass man sich dabei schnell verschätzen könne. Und zum anderen käme zu dem Fett, das beim Ausbacken in den Teig zöge, dann meist noch ein Belag mit Sauerrahm oder Käse, wodurch man dann schnell bei noch mehr Fett und Eiweiß lande als bei einem normalerweise verzehrten Abendessen. Da sei dann in jedem Fall ein ausreichender Spritz-Ess-Abstand wichtig.
Crêpes und Punsch
Im Falle von Crêpes hatte der Ernährungsexperte den konkreten Tipp im Gepäck, die Menge an Kohlenhydraten und FPE nicht erst beim fertigen Produkt zu schätzen – sondern schon vorher mal einen Blick darauf zu werfen, wie sie am Stand zubereitet werden. Da könne man nämlich durchaus sehen, wie viel Nuss-Nougat-Creme oder wie viele Bananenscheiben auf den Teig kommen. Wenn der Crêpe allerdings erst einmal fix und fertig übereinanderschlagen und eingefaltet sei, werde das sehr schwierig.
Bei (alkoholfreiem) Punsch empfahl Heiko Müller, an der Verkaufsbude konkret nachzufragen, was denn die Basis sei. Er verwies dabei darauf, dass es gar nicht unüblich sei, Rezepte zu verwenden, bei denen 500 ml (vergleichsweise kostspieliger!) Apfelsaft auf einen Liter (vergleichsweise preisgünstiges!) Wasser kämen. Wer jetzt davon ausgehe, dass es sich bei dem Punsch quasi um reinen Saft handele, würde schnell von einem viel zu hohen Insulinbedarf ausgehen.
Insulin und Panzerband!
Allerdings: Ganz grundsätzlich sei bei einem Weihnachtsmarktbesuch eher davon auszugehen, dass der Insulinbedarf tatsächlich höher sei als an einem „normalen“ Abend oder Nachmittag. Daher empfahl der Berater, nicht nur genug Insulin einzupacken, sondern für den Fall der Fälle – etwa, wenn im Gedränge der Pumpen-Katheter abreiße – auch einen Pen oder eine U100-Spritze dabeizuhaben.
Und noch etwas sollte man nicht vergessen: Panzerband! Warum? Ganz einfach: Wenn die zu strengen Erwachsenen an einem solchen Abend nicht mal die Klappe halten könnten und ihren Nachwuchs ständig ermahnten, nicht zu viele Kekse zu essen, könne man damit wunderbar für zeitweilige Ruhe sorgen! Denn: Man müsse einen solchen Tag ganz einfach auch mal entspannt genießen. Auf perfekte Blutzuckerwerte könne man schließlich auch an 364 anderen Tagen im Jahr achten.