Am Anfang jeder Beziehung steht das Kennenlernen. Das ist bei der App „glucura“ nicht viel anders. Und damit sich das digitale Helferlein und die nutzende Person zunächst mal so richtig miteinander bekannt machen können, bekommen sie gewissermaßen Unterstützung von einem Kontakt-Vermittler. Und das ist in diesem Fall ein CGM-Sensor.
So oder so ähnlich könnte man es grob zusammenfassen, was Katja Lippold vom Vertreiber „Perfood“ zur Inbetriebnahme der Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA) „glucura“ beschrieb. Die App kann verschrieben werden, wird – zumindest von den gesetzlichen – Krankenkassen übernommen und fungiert dann drei Monate lang als eine Art Ernährungsberater für Menschen mit Diabetes Typ 2, die ohne Insulin-Injektionen behandelt werden.
Tipps zur Ernährung
Die Basis bilden dabei Werte, die am Anfang der Nutzung anhand des CGM-Sensors – derzeit stehen der Dexcom G7 und der FreeStyle Libre 3 zur Verfügung – ermittelt werden. Ganz ohne menschliches Zutun funktioniere das Ganze allerdings natürlich nicht, betonte Katja Lippold, ganz im Gegenteil: Je mehr man die App in dieser „Kennenlernphase“ mit weiteren Informationen beliefere – dazu gehöre natürlich unbedingt die möglichst genaue Angabe der eingenommenen Mahlzeiten –, desto besser könne sie dann auch in der folgenden Nutzungsphase ohne Sensor das Essverhalten analysieren, Tipps zur Ernährung geben und so zu Gewichtsverlust und besseren Blutzuckerwerten beitragen. Mit anderen Worten: Die App lerne zunächst anhand möglichst vieler Parameter „ihren“ Menschen kennen – dann übernehme eine Künstliche Intelligenz („KI“) und stehe fortan als persönlich berechnender Berater mit einem „Blutzuckerfeedback“ zur Seite.
Was das alles bringen könne, erläuterte Katja Lippold anhand einer Beispielpatientin. Diese habe bislang zum Frühstück etwas Apfel sowie Haferflocken mit Milch zu sich genommen – und eine recht starke Blutzuckerreaktion gehabt. Die Erhöhung des Fettanteils im Frühstück durch Quark und die Reduktion der kohlenhydratreichen Haferflocken habe dann zu einem wesentlich geringeren Blutzuckeranstieg geführt.
Nachfragen und Wünsche
Viele Nachfragen bei der zwar von den Diabetikern Niedersachsen organisierten wie immer aber auch von Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet besuchten Online-Selbsthilferunde drehten sich derweil um die begrenzte Verfügbarkeit von „glucura“. Zum einen erschien die Nutzungsdauer von lediglich drei Monaten einigen als zu kurz, um dauerhafte Erfolge erzielen zu können – wobei Katja Lippold aber betonte, dass das Programm durchaus darauf ausgelegt sei, dass man sich mit Folgerezepten eine langfristige Nutzung sichere. Andere wünschten sich eine längere oder gar dauerhafte Nutzung des CGM-Sensors – was laut Katja Lippold allerdings nicht möglich sei, weil „glucura“ nach der anfänglichen „Kennenlernphase“ in einem anderen Modus operiere.
Wieder andere schließlich fanden es schade, dass sich „glucura“ nur an Menschen mit Typ-2-Diabetes richtet – und hätten die Option gerne auch für Typ-1-Diabetes. Das kann man abschließend dann zweifellos als Kompliment für „glucura“ verstehen!