Der Anteil an Ketoazidosen bei der Diagnose ist seit Jahren unverändert hoch. Über die Jahre beobachtet, ist er aber unterschiedlich, wie eine Studie aus Sachsen zeigt. Dort wurden zwischen 1999 und 2016, Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes bis 14 Jahren registriert. Hier zeigte sich, dass mit durchschnittlich 35 Prozent mehr als jeder Dritte zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Stoffwechselentgleisung aufwies. Davon lag bei rund jedem zweiten bereits eine stärkere Ketoazidose vor.
Dänemark kriegt es besser hin
Was bei Auswerten der Daten über 18 Jahre auffiel: Der Anteil an Ketoazidosen bei diesen jungen Diabetikern schwankte von Jahr zu Jahr. Es zeigte sich tendenziell aber eine Zunahme über die Jahre. Zwischen Mädchen und Jungen zeigten sich keine nennenswerten Unterschiede. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern ist der Anteil an Kindern mit Stoffwechselentgleisung bei der Diagnose recht hoch. In Dänemark beispielsweise liegt der Anteil bei unter 15 Prozent.
Lebensgefährliches Koma
Ketoazidosen können sehr gefährlich werden und enden nicht selten im Koma. Anzeichen von Typ-1-Diabetes sind starker Durst, häufiges Wasserlassen auch während der Nacht, Gewichtsabnahme und Kraftlosigkeit. Typisch für diese Stoffwechselentgleisung bei Insulinmangel sind neben dem typischen Acetongeruch des Atems auch Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen. Leider denken zu wenige Eltern bei diesen Symptomen an Diabetes.
„Ein akute Verschlechterung des Diabetes mit Ketoazidose ist potenziell lebensbedrohlich“, erläutert Prof. Dr. med. Andreas Neu aus Tübingen und Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, bei denen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Ketoazidose vorliege, sei in Deutschland zu hoch, moniert Neu.
Verdopplung von Diabetes unter Kindern erwartet
Wenn dies weiterhin so bleibe, werde sich die Zahl der Betroffenen deutlich erhöhen, denn in den nächsten 20 Jahren sei mit einer Verdoppelung der Kinder und Jugendlichen mit Diabetes zu rechnen, so Neu. Der Diabetologe fordert deswegen umfassende Kampagnen um Eltern über die Symptome eines beginnenden Diabetes zu informieren. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert zudem Informationen und Aufklärungskampagnen auch in Kinderarztpraxen, Schulen und Kindergärten.