Unverträglichkeit führt zu verändertem Darmmikrobiom

Bei Laktoseintoleranz schützt Milch vor Diabetes

Klingt auf den ersten Blick nicht logisch, aber für Menschen mit Laktoseintoleranz könnte es hilfreich sein, regelmäßig Milch zu trinken. Laut einer Studie sinkt dann nämlich ihr Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.


Etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen vertragen nachweislich keine Kuhmilch, weil sie laktoseintolerant sind. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Die Symptome dieser Unverträglichkeit reichen von Blähungen, Koliken bis hin zu Durchfall. Eine aktuelle Studie zeigt aber: Laktoseunverträglichkeit hat auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Die Ursache für diesen Zusammenhang liegt im Darm, wie Forscher aus den USA jetzt berichten.

Anlass der Studie war die Beobachtung, dass Ernährungsstudien zu den Auswirkungen von Milchkonsum unter anderem auf Diabetes in unterschiedlichen Ländern zu unterschiedlichen Ergebnissen führten. Der Grund dafür könnte sein, je nach Region die Menschen unterschiedlich häufig laktoseintolerant sind. Die Wissenschaftler untersuchten dazu über 12.000 Personen der Hispanic Community Health Study / Study of Latinos daraufhin, ob sie laktoseintolerant waren und wie häufig sie Milch konsumierten. Außerdem untersuchten sie das Darmmikrobiom und die Blutwerte über rund sechs Jahre.

Bei Laktoseintoleranz macht Milch weniger dick

Prof. Dr. med. Robert Wagner vom Deutschen Diabetes-Zentrum, Düsseldorf dazu: „Auf den ersten Blick scheint die Aussage der Studie kontra-intuitiv zu sein. Die Unverträglichkeit von Milchzucker, die sogenannte Laktoseintoleranz, hat allerdings unterschiedliche Ausprägungen. Manche merken gar nicht, wenn sich das Laktase-Enzym, das den Milchzucker im Darm abbaut, nach dem Säuglingsalter zurückbildet. Diese sogenannte Laktase-non-persistenten Personen konsumieren in vielen Fällen trotzdem Milch, und tolerieren dabei die eventuellen Beschwerden wie Blähungen. Auch Bauchschmerzen können dabei in sehr unterschiedlichen Maßen auftreten und wahrgenommen werden. Eben bei diesen Personen zeigt die Studie klar, dass der Milchkonsum mit geringerer Diabetesinzidenz vergesellschaftet ist. Darüber hinaus haben die Autoren beobachtet, dass ein höherer Milchkonsum in Laktase-non-persistenten-Personen mit einem niedrigeren Body-Mass-Index assoziiert war. Es ist naheliegend, dass durch den Milchkonsum bestimmte Bakterien im Darm mit Milchzucker gefüttert werden und diese besser wachsen. Die Autoren haben bei Personen mit Laktoseintoleranz verschiedene Bakterien-Spezies im Darm identifiziert, die auf den Laktoseabbau spezialisiert sind. Laktase-persistente, also laktosetolerante Personen hingegen zersetzen den durch die Milch aufgenommenen Milchzucker bereits im Dünndarm, wodurch dieser im Dickdarm nicht mehr ankommt und dort auch nicht mehr die nützlichen Bakterien füttert.“

Reduktion des Risikos für Diabetes um rund ein Drittel

Laut dieser Studie verringert sich das Risiko für laktoseintolerante Menschen (nicht aber bei laktosetoleranten Personen) um rund 30 Prozent, wenn sie regelmäßig Milch trinken. Darmmikrobiom und bestimmte Blutwerte waren bei Milchkonsum verändert. So gab es zum Beispiel mehr Bifidobacterium-Arten – wichtige Schutzkeime im Darm.