Im Jahr 1989 haben verschiedene Länder Europas beschlossen, die Versorgung von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Daraufhin kam es zu einem Rückgang von Amputationen im Fußbereich, auch in Deutschland. Fachleute sind sich aber einig: Ein Großteil der Fußamputationen bei Menschen mit Diabetes wäre vermeidbar, wenn Geschwüre am Fuß rechtzeitig entdeckt und fachgerecht behandelt werden würden.
Deutlich weniger Amputationen des kompletten Fußes als vor 20 Jahren
In den Jahren 2005 bis 2014 ging die Zahl der Majoramputationen, also der Entfernung des kompletten Fußes oberhalb des Knöchels um 26 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum nahm allerdings die Zahl der Minoramputationen, bei denen Teile des Vorfußes bis zum Mittelfuß entfernt werden, um 24 Prozent zu.
In den letzten zehn Jahren nur noch leichte Veränderungen
Das Robert Koch-Institut veröffentlichte jetzt aktuelle Zahlen, die belegen, dass sich dieser Trend abgeschwächt hat. Wie auch das Deutsche Ärzteblatt berichtet, ging in den Jahren 2015 bis 2022 bei Männern die Rate der kleineren Amputationen nur noch leicht von 18,6 auf 17,5 je 100.000 Einwohner zurück, bei Frauen von 6,8 auf 5,2 Prozent. Die Zahl der der Minoramputationen stieg bei Männern im gleichen Zeitraum an, bei Frauen hingegen war ein deutlicher Rückgang zu beobachten.
Kümmern sich Männer schlechter um ihre Füße?
Der Geschlechterunterschied könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich Männer eventuell weniger gut um ihre Fußpflege kümmern, seltener zu ärztlichen Vorsorgeterminen gehen oder auch, dass sie weniger bereit sind ihren Lebensstil zu ändern.
Die Auswertung zeigt erstmals auch, dass es neben diesem starken Unterschied zwischen Männern und Frauen auch Unterschiede im sozioökonomischen Status gibt. Den Bewohnern ärmerer Regionen werden deutlich häufiger Teile des Fußes oder der gesamte Fuß amputiert als den Menschen mit Diabetes in wohlhabenden Gegenden.
Die Ärmsten trifft es am häufigsten
Die Forscher verwendeten für ihre Analyse den „German Index of Socioeconomic Deprivation“. Hierbei werden Informationen zur Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommenssituation am Wohnort festgehalten. Im Fünftel mit dem ärmsten Teil der Bevölkerung lag die Zahl der großen Amputationen bei Männern bei 22 pro 100.000 Einwohner verglichen mit 13 pro 100.000 Einwohner im wohlhabendsten Fünftel von Deutschland. Bei Frauen liegen diese Werte bei rund 8 bzw. 4 auf 100.000 Einwohner, also je nach Gegend unter Umständen doppelt so hoch.