Semaglutid, Metformin & Co.

Studie: Diabetes-Medikamente oft ohne Rücksprache abgesetzt

Innerhalb eines Jahres nach der Verordnung nehmen zwei Drittel der Menschen mit Diabetes Typ 2, einen Teil ihrer Medikamente nicht mehr ein, wechseln das Präparat oder verändern die Dosierung.


Bei vielen Patienten mit Typ-2-Diabetes kann das Medikament Metformin den Blutzuckerspiegel früher oder später nicht mehr ausreichend senken. Dann werden zusätzliche Medikamente verordnet.

Eine Studie aus den USA wertete in diesem Zusammenhang die Daten von über 82.000 Personen mit Diabetes Typ 2 aus. Diese Erhebung zeigte, dass fast zwei von drei Teilnehmenden, ihre Medikamente nicht wie ursprünglich vom Arzt empfohlen einnehmen. Bereits im ersten Jahr setzen sehr viele ihre Medikamente ab oder verändern die Dosierung.

In dieser Erhebung wurden fünf Klassen von Diabetes-Medikamenten untersucht, die alle in der sogenannten Zweitlinientherapie verordnet wurden, also dann, wenn Metformin nicht oder nicht mehr ausreichend wirksam war. Dazu gehörten Sulfonylharnstoffe (wie z. B. Glibenclamid), Gliptine (wie Sitagliptin, Alogliptin, Linagliptin), SGLT2-Hemmer (wie Dapagliflozin und Empagliflozin) , GLP-1-Rezeptoragonisten (beispielsweise Semaglutid und Liraglutid) und die Insulinsensitizer Glitazone.

GLP-1-Rezeptorantagonisten besonders häufig abgesetzt

Knapp 64 Prozent der Teilnehmenden änderten ihre Therapie in irgendeiner Form. Rund 39 Prozent davon brachen die Behandlung ab. Die betraf vor allem diejenigen, die GLP-1-Rezeptoragonisten wie etwa Semaglutid verordnet bekommen hatten. Mehr als jeder zweite unterbrach die Einnahme. Etwa 5 Prozent wechselten auf eine andere Medikamentenklasse und rund 20 Prozent erhöhten die Dosierung oder wechselten zu Insulin. Sulfonylharnstoffe wurden am seltensten abgesetzt.

Die Autoren dazu: „Therapieabbrüche sind schlecht und treten bei allen fünf Medikationsklassen häufig auf, aber besonders oft bei Patienten, die GLP-1-Rezeptoragonisten verordnet bekamen. Wir müssen besser verstehen, welche Gründe Patienten davon abhalten, die ihnen verordneten Medikamente zu nehmen.“

Die besonders hohen Abbruchrate bei GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid oder Liraglutid könnte auf die Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall zurückzuführen sein. Die Daten zeigen auch, dass der Abbruch der Behandlung seltener war, wenn sie von einem Endokrinologen verordnet worden war. Dafür wurden bei denjenigen, die von dieser Facharztgruppe behandelt wurden, häufiger die Dosierung im Laufe der Behandlung weiter erhöht.

Therapieabbruch vermutlich oft eigenmächtig

Die Forscher gehen davon aus, dass Umstellungen und Intensivierungen der Therapie in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgten. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass sehr viele Patienten die Therapie absetzen, ohne das vorher mit ihrem Arzt zu besprechen.