Empowerment vom Typ F

#sicherundstark: „Die Rücksichtnahme der Kinder hat mich beeindruckt“

Ein gestärktes Selbstbewusstsein ist gerade für Kinder mit Diabetes besonders wichtig. Claudia Brinck-Deckert, Gymnasiallehrerin und Fachlehrerin für Gewaltprävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, leitete im Rahmen des Typ-F-Wochenendes mehrere #sicherundstark-Workshops. Wir sprachen mit ihr über die in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Eindrücke.

Claudia, wie hast du dich auf das Typ-F-Wochenende vorbereitet?

Also eigentlich kaum anders als auf andere Workshops auch. Denn im Großen und Ganzen spielt es kaum eine Rolle, ob die Kinder Diabetes haben oder nicht.

Was bedeutet das?

Es ist einfach schön zu sehen, dass der Diabetes die Kids in einer solchen Workshop-Situation gar nicht so sehr einschränkt – schon allein, weil alle ganz intuitiv wissen, was zu tun ist, wenn es mal irgendwo piept. Da wird auch untereinander sehr drauf geachtet, etwa, wenn jemand beim Sport einfach mal zu viel Gas gibt und kurz in die Hypo rutscht. Auf der anderen Seite schaue ich natürlich schon, dass keine Übungen vorkommen, bei denen die Gefahr groß ist, dass dabei beispielsweise das Infusionsset der Insulinpumpe abreißt.

Wie hast du die Situation vor Ort erlebt?

Gerade in Sachen Sozialkompetenz fand ich es sehr beachtlich, wie weit die Kinder sind. Die sind es so gewohnt, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, dass ich meine Anforderungen direkt nach oben geschraubt habe! Wenn ich das mit einer achten Klasse am Gymnasium vergleiche, sind die häufig weniger in der Lage, die gestellten Aufgaben zu lösen als eine Truppe im Alter von Viertklässlern hier beim Typ-F-Wochenende.

 

„Das hat mir sehr imponiert“

 

Was hat dich da besonders beeindruckt?

Als wir unsere Menschenpyramide gebaut haben, gab es ein ganz besonderes Maß an Unterstützungsbereitschaft. So häufig habe ich wohl noch nie ein „Komm, ich helfe dir!“ ein „Ich halte dich, du schaffst das!“ oder auch ein „Trau dich!“ gehört. Da haben dann viele Kinder und Jugendliche Dinge ausprobiert, die sie ohne diese gegenseitige Unterstützung wahrscheinlich eher nicht gewagt hätten. 

Wie hoch ist die Pyramide denn eigentlich geworden?

Wir waren auf jeden Fall dreistöckig! Und wenn in diesem Moment gerade noch ein paar Erwachsene mehr dabei gewesen wären, die an der Basis gehalten und aufgepasst hätten, dann wären wir noch ein wenig höher gekommen. So haben wir dann darauf verzichtet, ein Mädchen noch bis ganz nach oben zu hieven. Aber ich denke, man kann schon von einer dreieinhalbstöckigen Pyramide sprechen! Das hat mir sehr imponiert. Woanders habe ich so eine Pyramide jedenfalls noch nie zusammengebaut!

 

„Das ist schon etwas Besonderes“

 

Auf dem Programm stand ja auch Selbstverteidigung.

Genau. Danke in diesem Zusammenhang übrigens dafür, dass ich die Airtrack-Matten zur Verfügung gestellt bekommen habe. Darauf kann man richtig gut turnen – und kämpfen! Jedenfalls wurde auch mein „Ringen und Raufen“ wunderbar angenommen. Dabei hat mich dann übrigens auch wieder beeindruckt, wie viel Rücksicht die Kinder aufeinander genommen haben.

Unser nächster #sicherundstark-Workshop

12. & 13. November in Braunschweig

Anmeldung und Infos

 

Beim Ringen und Raufen?!

Ja, klar! Das läuft ja geregelt ab. Aber häufig gibt es dann doch mal Streit, weil jemand ein wenig zu ruppig agiert. Hier ist das aber überhaupt nicht vorgekommen. Das ist schon etwas Besonderes.

 

„Habe mich herzlich aufgenommen gefühlt“

 

Was nehmen denn die Kinder konkret mit in ihren Alltag?

Ein Beispiel sind da sicher die Anregungen, wie man sich abgrenzen und mit lauter Stimme auch verbal wehren kann. Die Kinder und Jugendlichen haben da ein konkretes Bild bekommen, und zwar das eines Radios. Das hat ja auch einen Knopf zum laut und leise drehen. So gibt es eine konkrete Vorstellung, dass man den Regler vielleicht auch mal auf zehn stellen muss, wenn es darauf ankommt. Außerdem haben wir ja auch einige körperliche Selbstverteidigungstechniken ausprobiert und erfahren, was man da allein schon mit Körpersprache machen kann.

Und was nimmst du mit nach Hause?

Ich war beeindruckt, was ihr da auf die Beine gestellt habt! Diese ganze ehrenamtliche Organisation im Hintergrund ist schon der Wahnsinn. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass sich auch so viele Eltern so engagiert eingebracht haben. Das war insgesamt eine richtig gute Gemeinschaft, in der ich mich sehr herzlich aufgenommen gefühlt habe.