Rund fünf Jahre ist es jetzt her, dass die britische Studie „Diabetes Remission Clinical Trial“ kurz DiRECT publiziert wurde. An dieser Studie nahmen damals knapp 300 stark übergewichtige, nicht Insulin-pflichtige Typ-2-Diabetiker im Alter von 20 bis 65 Jahren teil, deren Diagnose Diabetes höchstens sechs Jahre zurücklag.
Extrem hartes Regime für die ersten Monate
Die Teilnehmer erhielten zunächst über drei bis sechs Monate ausschließlich Diät-Shakes mit einem Kaloriengehalt von unter 900 Kalorien pro Tag. Anschließend wurde unter Anleitung schrittweise über zwei bis acht Wochen eine kalorienarme Kost eingeführt. Zudem wurden die Teilnehmer zu Bewegung animiert und erhielten eine kognitive Verhaltenstherapie. Bei neun von zehn Teilnehmern, die es schafften, mindestens 15 Kilogramm abzunehmen, normalisierte sich der Stoffwechsel und der Diabetes verschwand.
Minus 15 Kilogramm sehr erfolgversprechend
Diese Daten stimmen hoffnungsvoll. Diabetes ist heilbar, wenn man es schafft, seine Ernährung und seinen Lebensstildrastisch zu ändern. Wie stellt sich das unter Alltagsbedingungen dar? Wie viele Menschen mit Diabetes Typ 2 schaffen es dank einer Gewichtsreduktion dauerhaft ihren Stoffwechsel zu normalisieren?
Fünf Jahre später präsentierten die Autoren der Studie die aktualisierten Daten auf einer Tagung. Wer seitdem nicht wieder zugenommen hatte, lebte auch fünf Jahre später ohne Diabetes. Der Haken an der Geschichte: Innerhalb dieser Zeit gelang es nur 13 Prozent der Teilnehmer ihr Gewicht zu halten, obwohl sie alle drei Monate beraten wurden, was sie tun könnten, um nicht wieder zuzunehmen.
Entscheidend ist: Die Pfunde dürfen nicht wieder drauf
„Entscheidend für den Erfolg ist es also, das reduzierte Gewicht zu halten. Und der Diabetes kehrt sicher wieder, wenn man auf sein Ausgangsgewicht zurückfällt“, so die Autoren der Studie. Die Betroffenen würden häufig gerade in kurzen Lebensphasen mit viel Stress wieder stark zunehmen, beispielsweise bei einem Jobwechsel, Konflikten oder finanziellen Belastungen. Aber diese Rückfälle seien durch eine erneute Diät auch reversibel.
Die Ergebnisse von DiRECT waren für die britische Gesundheitsbehörde Grund genug, ein größeres Pilotprojekt namens „NHS Type 2 Diabetes Path to Remission Programme“ mit 4.500 Probanden mit Diabetes zu starten. Das Programm startet ebenfalls mit einer Phase mit unter 900 Kalorien pro Tag und daraufhin Ernährungsberatung und einer kalorienreduzierten Ernährung. „Nach ersten Ergebnissen haben Teilnehmende im Schnitt 10,3 kg binnen zwölf Monaten abgenommen, was im Bereich von DiRECT liegt“, so die Initiatoren.
Übergewicht entscheidende Ursache für Typ-2-Diabetes
Kritiker des Programms bemängeln, dass sich diese langfristigen Lebensstilveränderungen auf lange Sicht nur schwer durchhalten lassen. Die erneute Gewichtszunahme fördere zudem den Aufbau von Fettgewebe und den Abbau von Muskelmasse. Zudem gäbe es keine Studiendaten dazu, dass die Diäten auch die Zahl der Folgeerkrankungen von Diabetes reduzieren könnten.
Der Schlüssel zum Vermeiden von Diabetes Typ 2 ist auf jeden Fall bei Menschen mit Adipositas eindeutig eine deutliche Gewichtsreduktion. Die über Jahre geltende These, der HbA1c-Wert sei der entscheidende Faktor für Typ-2-Diabetes, und das Gewicht spiele keine Rolle ist damit widerlegt.