Gesundheitsfußball – spielerisch den Blutdruck senken

Kardiotraining auf dem Fußballplatz

Bei Bluthochdruck raten Ärzte gerne zum Radfahren oder Walken. Aber vor allem viele ältere Männer finden das langweilig. Sie brauchen einen Ball vor den Füßen, um in Bewegung zu kommen. Für sie hat der Internist Prof. Dr. Joachim Schrader vom St. Josefs-Hospital in Cloppenburg Gesundheitsfußball entwickelt.

14 Kilometer nördlich von Cloppenburg im Ort Garrel trainieren jede Woche zwischen Mitte 50 und Mitte 70 beim BV Garell Gesundheitsfußball. Was die Männer eint, ist die Liebe zum Ball und Bluthochdruck. Deswegen handelt es sich hier nicht um eine gewöhnliche Altherrenfußball-Mannschaft.

„Der übliche Altherrenfußball wäre für diese Männer zu gefährlich. Wir wollen ja nicht, dass die Herren vom Kardiologen zum Orthopäden wechseln“, so Schrader, der genau für diese Patientengruppe das Konzept Gesundheitsfußball entwickelt hat, eine schonende Form von Fußball um den Blutdruck zu senken.

Nicht alle mögen Walken und Radfahren

Schrader weiter: „Wenn man seinen älteren Patienten mit Bluthochdruck zu Sport rät, kommt immer wieder dieselbe Antwort, im Wald laufen oder Schwimmen sei nicht so ihr Ding. Viele haben aber früher den Ball geliebt und mögen Mannschaftssport. Hier knüpfen wir an.“

Deswegen gibt es beim BV Garell jetzt eine Art Kardiotraining auf dem Fußballplatz. Zu Beginn mit viel Gymnastik und gründlichem Aufwärmen. Auch Dehnübungen und Übungen für die Koordination gehören zum Training dazu.

Keine Zweikämpfe und vier Tore auf dem Feld

Oberstes Ziel: Verletzungen vermeiden. Deswegen läuft hier einiges anders als auf anderen Fußballplätzen. Der Ball muss durch Laufen erobert werden, Pässe stehen im Vordergrund, Zweikämpfe werden vermieden. Das Spielfeld hat vier Tore, zwei für jede Mannschaft. Dadurch wird das Spielfeld auseinandergezogen.

Auch Herzinfarkt-Patienten auf dem Feld

Alle Teilnehmer waren vor Beginn des Trainings bei ihrem Arzt und haben sich untersuchen lassen. Ein Teil der Spieler hat einen Herzinfarkt hinter sich. Deswegen überprüften die Trainer geraden in der ersten Zeit den Puls der Spieler recht genau. Die Spieler tragen Pulsuhren. Zwei Mal 45 Minuten können lang werden. Deswegen werden sehr viele Pausen eingelegt und dafür gesorgt, dass genug Wasser getrunken wird.

Blutdruck sank im Durchschnitt um 10 mmHg

Die Kondition verbessert sich wieder von Training zu Training und seelisch tut die Bewegung und die Gemeinschaft auch gut. Zudem verstärkt die Bewegung das Vertrauen in den Körper. Die Freude an der Bewegung war sofort da, bis der Blutdruck sank, dauerte es rund ein halbes Jahr, im Schnitt um etwa 10 mmHg. Bei vielen Spielern konnte die Dosierung der Medikamente reduziert oder sogar völlig weggelassen werden.

Auch eine Frauenmannschaft in Garell

Und ganz nebenbei purzelten bei vielen die Pfunde durch die wiedergewonnene Freude an der Bewegung. Schrader beobachtete, dass die Männer mit dem wöchentlichen Training auch im Alltag wieder aktiver wurden, eher mal auf Fahrrad stiegen als ins Auto. Übrigens: In Garrel gibt es auch eine Gesundheitsfußball-Frauenmannschaft!

Das Projekt liefert so viel Positives, das es in Zusammenarbeit mit den Deutschen Fußballbund (DFB) auch in anderen Vereinen etabliert werden soll. Aktuell bildet der DFB Trainer aus, die in diesem Konzept geschult werden. Am besten Ihr fragt mal beim DFB nach. Mitmachen kann jeder, nach einer ärztlichen Untersuchung kann es losgehen.