Es ist und bleibt ein großes Problem: Während für Menschen mit Diabetes die Kontrolle der Blutzuckerwerte selbstverständlich zum Tagesablauf gehört, werden die Füße nur allzu häufig vernachlässigt. „Leider sind die Füße ganz weit weg vom Kopf – und viele Menschen nehmen ihre Füße ganz grundsätzlich nicht ernst genug“, sagt etwa der Orthopädie-Schuhmachermeister Axel Steinwedel aus Hildesheim. Die Folge: Da Menschen mit Diabetes an den Füßen oft weniger sensibel sind, fallen kleine oder auch größere Verletzungen nicht auf; es kann zu Geschwüren, offenen Wunden und dem Diabetischen Fußsyndrom kommen. „Die Gefahr drohender Amputationen sollte nicht unterschätzt werden“, unterstreicht Arnfred Stoppok, selbst von einer Neuropathie betroffen und Landesvorsitzender der Diabetiker Niedersachsen.
Daher ist es wichtig, der eigenen Fußgesundheit jene Aufmerksamkeit zu schenken, die auch den Blutzuckerwerten zuteilwird. Und das gilt auch und gerade während eines Lockdowns. „Auf die Gefahren einer vernachlässigten Fußgesundheit für Menschen mit Diabetes haben wir in der Vergangenheit schon oft hingewiesen. Deshalb ist es auch in der Corona-Pandemie wichtig, am Ball zu bleiben und die weiterhin mögliche präventive Fußpflege zu nutzen“, betont Stoppok. Axel Steinwedel kann dem nur beipflichten: „Grundsätzlich sollte man seine Füße regelmäßig selbst begutachten und natürlich auch Fachpersonal in diabetologischen Schwerpunktpraxen, Podologen oder natürlich auch Orthopädie-Schuhmacher zu Rate ziehen.“
Podologen und Orthopädie-Schuhmacher sind systemrelevant
Dabei gilt: Sowohl Podologen als auch die Orthopädie-Schuhmacher sind als systemrelevant eingestuft und dürfen ihre Praxen und Geschäfte weiterhin öffnen. „Während der Pandemie besteht das Problem, dass viele Leute lieber nicht vor die Tür gehen“, beobachtet Claus Kopp vom Landesinnungsverband Orthopädie-Schuhtechnik Niedersachsen und Bremen. Allerdings: „Wenn die Fußbettung nicht mehr die Druckentlastung liefert, die sie eigentlich liefern sollte, kann es schnell zu offenen Stellen kommen. Und gerade, wenn eine Neuropathie vorliegt, wird das ja häufig zu spät bemerkt. Daher sind Kontrollen immens wichtig, auch während der Pandemie.“
In der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 haben allerdings viele Betroffene ihre Fußgesundheit vernachlässigt. „Da haben durchaus einige Patienten ihre Termine abgesagt“, berichtet etwa Tatjana Pfersich vom Verband Deutscher Podologen. Zum nächsten Termin seien sie dann häufig wieder da gewesen – allerdings leider bereits mit Problemen an den Füßen, die sich in der Zwischenzeit eingestellt hatten. Während der zweiten Welle habe sich das glücklicherweise geändert. Nun kämen die Patienten wieder früher in die Praxen.
Schuhe passen durch den Lockdown nicht mehr
Das deckt sich mit den Beobachtungen, die Axel Steinwedel in seinem Geschäft an der Hildesheimer Ottostraße gemacht hat. Insgesamt seien im Verlauf der Pandemie deutlich weniger Kunden gekommen. „Mittlerweile pendelt es sich wieder etwas ein“, so der Orthopädie-Schuhmachermeister. „Offenbar merken viele, dass sie doch etwas tun müssen.“ Schließlich nütze es nichts, wenn Schuhe vor einem halben oder ganzen Jahr angepasst worden seien und sie jetzt, da man sich im Zuge von Lockdown-Maßnahmen weniger bewege und der Stoffwechsel niedriger sei, nicht mehr passten.
„Wenn Sie gerade eh nicht so viele Verpflichtungen zu erledigen haben, bleibt Zeit für die wichtigen Dinge, die sonst zu kurz kommen“, fasst Steinwedel die Besonderheiten der Pandemie zusammen: „Wie zum Beispiel Ihre Schuhe und Füße.“