Deutsches Diabeteszentrum präsentiert Daten aus dem ersten Lockdown

Wichtige Arzttermine in der Pandemie von Menschen mit Typ-2-Diabetes weniger wahrgenommen

Die Angst vor Ansteckung beim Arzt war offensichtlich während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie größer als die vor entgleisenden Blutzuckerspiegeln.

Alle Unternehmen und Institute, die mit Statistiken zu tun haben, wird die Corona-Krise noch lange beschäftigen. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung hatte bereits früher davon berichtet, dass viele Deutsche währen der ersten Welle im letzten Jahr aus Angst vor Ansteckung wichtige Arzttermine nicht wahrgenommen hatten.

Wechsel des Medikaments als Indikator für eine gute Versorgung

Jetzt präsentierte das Deutsche Diabetes Zentrum zusammen mit dem Beratungsunternehmen Iqvia Daten zur Versorgung von Typ-2-Diabetikern während der ersten Welle des ersten Lockdowns im Frühling/Sommer 2020. Die Wissenschaftler analysierten die Anzahl an Wechsel von Medikamenten während dieser Zeit. Da bei Diabetes vom Typ 2 „eine kontinuierliche Überwachung des Blutzuckerspiegels und Anpassung der Medikation notwendig ist“, werteten die Forscher einen hohen Wechsel von Präparaten als Anzeichen für eine gute Versorgung.

Vergleich der Zahlen von 2019 und 2020

Bei dieser Erhebung wurden die Daten von rund 85.000 Menschen mit Typ-2-Diabetes ausgewertet, die zwischen März und Ende Juli 2020 mindestens einmal ihren Hausarzt oder Diabetologen aufgesucht hatten. Therapiewechsel wurde definiert als Umstellung auf neue Antidiabetika wie Gliptine (DPP4-Hemmer), Gliflozine, GLP-1-Analoga oder auch auf Insulin. Vergleicht man diesen Zeitraum im letzten Jahr mit dem von 2019 fällt eine deutliche Abnahme an Therapieumstellungen auf.

Deutlich weniger Umstellungen auf Gliptine, Gliflozine und Insulin

Besonders ins Auge fällt, dass die Umstellung auf Gliptine im Vergleich zum Jahr davor während der ersten Welle um 28 Prozent zurückging. Gliflozine wurden um rund 15 Prozent weniger neu verordnet als 2019. Auch auf Insulin wurde um 26 Prozent seltener umgestellt als im Vergleichszeitraum. Dieses Ergebnis trat noch stärker bei denjenigen mit einem hohen Blutzucker (HbA1c-Wert > 8,4) in Erscheinung.

Die Forscher ziehen aus diesen Ergebnissen den Schluss, dass die Pandemie in dieser Zeit einen negativen Effekt auf die Versorgung von Menschen mit Diabetes vom Typ 2 hatte, da bei Diabetes eine kontinuierliche Überwachung des Blutzuckerspiegels und gegebenenfalls eine Anpassung der Medikamente notwendig ist. Zahlen für den zweiten Lockdown im Herbst letzten Jahres liegen aktuell noch nicht vor.