Aufzeigen was möglich ist

Diabetologie modern mit Jörg von Hübbenet: „Mein Wartezimmer hat nur zwei Stühle“

Volle Wartezimmer, lange Vorlaufzeiten bei Terminen und ein Therapieplan, der nicht so richtig glücklich macht. Das ist die Realität vieler Menschen mit Diabetes. Der Diabetologe Jörg von Hübbenet wirkt dem entgegen mit modernen und ganzheitlichen Ansätzen. Anlässlich einer Fortbildung in Winsen ließen wir uns diese vorstellen.

Eine ganzheitliche und individuelle Behandlung des Diabetes ist auch heute leider noch nicht immer selbstverständlich. Gut, dass mehr und mehr Ärzte beginnen zu verstehen, dass Therapieansätze, die präventiv und auf eine individuelle Beteiligung des Patienten ausgerichtet sind, die erfolgreicheren sind. Einer von ihnen ist der Diabetologe Jörg von Hübbenet, der in seinem Weyhausener Diabeteszentrum neue und nachhaltige Wege geht und den wir kürzlich auf einem Fortbildungswochenende als Gast begrüßen durften.

Auf die Einstellung kommt es an

„Dreh- und Angelpunkt meines Therapieansatzes ist die innere Einstellung des Patienten. Wer seinem Diabetes mit der richtigen Einstellung, neudeutsch dem richtigen 'Mindset', begegnet, der geht auch besser mit ihm um. Das zeigt sich z.B. darin, dass der Blutzuckerspiegel an Tagen mit viel Stress viel schwieriger zu regulieren ist als an solchen, an denen der Betroffene ausgeglichen ist“, erläuterte von Hübbenet dem gespannt lauschenden Publikum.

Er analysiere mit seinen Patienten zunächst deren Lebensweise, um mit ihnen gemeinsam Ansatzpunkte für eine Erhöhung der Lebensqualität und auch die richtige Medikation zu finden. Dabei habe sich z. B. gezeigt, dass Dulaflutid (Markenname „Trulicity“) bereits bei einem sich gerade manifestierenden Diabetes Typ 2 dem oft noch standardmäßig verordneten Biguanid Metformin vorzuziehen sei. Der appetithemmende und aktivierende Effekt des Medikaments helfe enorm dabei, eine sich positiv auswirkende Veränderung des Lebenswandels herbeizuführen.

„Jeder Diabetes ist individuell“

Anwesende mit dem Präparat behandelte Teilnehmer konnten dies nur bestätigen. „Jeder Diabetes ist individuell und will somit auch individuell behandelt werden. Das gilt nicht nur für Diabetes Typ 2, der mit einer gesünderen Lebensweise deutlich zu verzögern ist, sondern auch für den Diabetes Typ 1 und ebenfalls die Sonderformen, die unter ‚Typ 3‘ zusammengefasst werden“, bemerkte der engagierte Mediziner unter viel Zustimmung der Anwesenden.

Vereinbarungen statt Verbote

Dabei dürfe es nie um Verbote gehen, sondern man müsse das passende Angebot für die ganze Persönlichkeit finden. Erst dann könne erfolgreich die richtige Therapiestrategie vereinbart werden. „Vereinbarungen zwischen mir und dem jeweiligen Patienten sind sowieso das A und O in meiner Behandlung. Das funktioniert viel besser, als einem manche Skeptiker manchmal weismachen wollen. Dafür erspare ich meinen Patienten durch Telemedizinangebote auf der Höhe der Zeit auch manchen Gang in meine Praxis“, bekräftigte von Hübbenet seine Thesen.

Passend dazu meldete sich zugleich auch das iPhone des Diabetologen, auf dem er den Zuckerverläufen mehrerer Patienten mittels der Follow-Funktion verschiedener rtCGM-Geräte folgt. Seine jüngste Patientin entwachse gerade erst dem Kindergartenalter, sei noch recht frisch diagnostiziert und ihre Eltern bräuchten deshalb direkten Rat vom Arzt bei schwierigen Verläufen, ein anderer, älterer Patient, lerne den Diabetes gerade erst kennen und werde dann auch mal direkt angerufen, wenn es Zeit für eine Dosis Bolus-Insulin sei.

Digitalisierung entlastet

Das Engagement des Arztes fiel den Zuhörern, die oft anderes gewohnt sind, natürlich positiv auf, was auch anerkennend geäußert wurde. „Digitalisierung geht bei uns in der Praxis noch viel weiter. Von der Terminvergabe bis zum kurzen Beratungsgespräch. Das geht doch alles mit modernen Kommunikationsmitteln. Wegen Kleinigkeiten, die sich auch in 5 Minuten am Tablet oder Smartphone klären lassen, bestelle ich doch niemanden extra ein. Mein Wartezimmer hat ja nur zwei Stühle. Bisher hat das auch gepasst“, scherzte der Diabetologe voller Überzeugung, während er routiniert auf dem aktuellen MacBook Pro die anschauliche Präsentation seiner Praxis weiterschaltete.

Aufzeigen, was möglich ist

Jörg von Hübbenet und seine Ansätze haben großen Eindruck bei unseren Aktiven hinterlassen. Seine Mischung aus modernsten Formen des Praxismanagements und ganzheitlich orientierter Therapie mit fast familiärem Charme ließen aufhorchen, was mit dem richtigen Know-How und ‚Mindset‘ von Medizinerseite ohne Selbstaufopferung möglich ist. Es wirkte jedenfalls mehr als bescheiden, als von Hübbenet eher beiläufig anmerkte: „Nun, im Grunde mache ich meine Praxis gerade nur übergabefähig für eine motivierte Nachfolge. Ich will aber auch vorleben und aufzeigen, was eigentlich möglich ist.“