Diabetische Ketoazidosen in der Urlaubszeit häufiger

Aufpassen: Diabetes Typ 1 bei Kindern früher erkennen!

Gerade im Urlaub werden die Anzeichen einer diabetischen Ketoazidose bei Kindern und Jugendlichen oft übersehen oder der Besuch beim Arzt auf die Rückkehr verschoben. Wir helfen Euch, die Symptome ausreichend zu kennen und rechtzeitig zu reagieren.


In den Ferienmonaten ist die Gefahr für Kinder besonders hoch, dass eine schwere Stoffwechselentgleisung aufgrund eines unerkannten Diabetes Typ 1 übersehen wird. Das starke Durstgefühl wird eher mal auf die hohen Temperaturen zurückgeführt als zu Hause und Übelkeit könnte auch die Folge von zu viel Sonne sein. Der Kinderarzt ist weit weg und es gibt unter Umständen Sprachbarrieren im Urlaubsland.

Auch an den Wochenenden, wenn die Arztpraxen geschlossen sind, ist die Gefahr für eine diabetische Ketoazidose erhöht. Immer mehr Kinder und Jugendliche erleiden aufgrund eines unerkannten Diabetes Typ 1 eine schwere Stoffwechselentgleisung.

Jedes vierte Kind erleidet Ketoazidose vor der Diagnose

Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen, wird aber leider oft erst sehr spät erkannt. Bei jedem vierten Fall erst, wenn bereits eine Ketoazidose vorliegt. Ist der Stoffwechsel aufgrund von einem Mangel an Insulin übersäuert und deckt der Körper seinen Energiebedarf über den Abbau von Fetten, ist Gefahr in Verzug und eine Einweisung in eine Intensivstation notwendig. „Schlimmstenfalls mündet dies im diabetischen Koma, das lebensbedrohlich sein kann“, erklärt Prof. Dr. med. Andreas Neu von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Umso wichtiger ist es, Diabetes Typ 1 frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“

Anzeichen für Diabetes Typ 1

  • ständiger Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Gewichtsabnahme
  • Müdigkeit

Mehr Aufklärung nötig

Innerhalb der vergangenen Jahre hat die Zahl der Kinder mit diabetischer Ketoazidose deutlich zugenommen, vor allem auch während der Corona-Pandemie 2020 bis 2022. „Die Ursachen für die Zunahme der Fälle sind sicher multifaktoriell: Überlastung des Gesundheitssystems, mangelnde pädiatrische Expertise, verspätetes Aufsuchen medizinischer Einrichtungen und Verkennung von Ketoazidose-Symptomen“, zählt Kinderdiabetologe Neu auf.

„Was uns besonders beschäftigt und schockiert ist, dass die Daten einen seit Jahren anhaltenden Trend aufzeigen. Diese Entwicklung müssen wir dringend stoppen.“ Neben der Stärkung der Versorgungsstrukturen müsse vor allem bei Angehörigen, aber auch bei medizinischem Personal, in Kitas und Schulen mehr Aufklärungsarbeit stattfinden. Zu überlegen wäre auch ein Massenscreening auf Frühstadien des Diabetes Typ 1, was jedoch kontrovers diskutiert werde.

Diabeteswissen

Was ist eine Ketoazidose?

Eine Ketoazidose ist ein gefährlicher Zustand, der bei Menschen mit Diabetes Typ 1 auftreten kann. Bei Diabetes Typ 1 produziert der Körper kein Insulin, ein Hormon, das hilft, Zucker aus dem Blut in die Zellen zu bringen, wo er als Energie genutzt wird. Wenn nicht genug Insulin vorhanden ist, kann der Körper den Zucker nicht richtig nutzen.

Stattdessen beginnt der Körper, Fett zur Energiegewinnung abzubauen. Dabei entstehen sogenannte Ketone. Diese Ketone sind säurehaltig und können sich im Blut ansammeln. Wenn zu viele Ketone im Blut sind, wird das Blut sauer, was zu einer Ketoazidose führt.

Eine Ketoazidose kann auch das Gehirn beeinflussen und zu einer schweren Dehydration führen. Wenn der Zustand nicht schnell behandelt wird, kann dies zu Verwirrung, Bewusstseinsverlust und schließlich zu Ohnmacht führen. Dies ist besonders gefährlich, da eine Ohnmacht bedeuten kann, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist, richtig zu funktionieren, was lebensbedrohlich sein kann.

Eine Ketoazidose ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden!

An Wochenenden und zu Urlaubszeiten weniger Diagnosen

An Wochenenden, Feiertagen und in Urlaubszeiten werden deutlich seltener Diagnosen gestellt als an Wochentagen – somit steigt an diesen Tagen die Gefahr für diese schwere Form der Stoffwechselentgleisung. Montags und dienstags wird die Krankheit am häufigsten entdeckt.

Symptome einer diabetischen Ketoazidose

  • ständiger Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • trockene Haut und Mundschleimhaut
  • Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • vertiefte Atmung oder Hyperventilation
  • Azetongeruch der Atemluft (ähnlich Nagellack)

„Es kommen sicher mehrere Faktoren zusammen, die diese Beobachtung erklären: zum einen ist an Wochentagen medizinisches Personal besser verfügbar und die Angehörigen schieben die Vorstellung beim Arzt daher auf. Das erklärt auch die hohen Diagnosezahlen zum Wochenbeginn. Zum anderen ist den Eltern dann auch nicht bewusst, welcher Gefahr das Kind ausgesetzt ist“, betont Neu. Hier spiele wiederum die mangelnde Kenntnis der Symptome eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sei die bereitschaftsdienstliche Notfallversorgung oft nicht speziell pädiatrisch geschult, sondern decke eher ein breites Spektrum an Fachwissen ab. „Damit ist die Gefahr erhöht, die Symptome falsch zu interpretieren“, so Neu.