Der Urologe Karim Haider von der urologischen Klinik aus Bremen präsentierte auf dem diesjährigen Diabetes-Kongress in Berlin seine Ergebnisse in Bezug auf die Gabe von Testosteron bei Männern mit Diabetes Typ 2. Diese Behandlung praktiziert er seit rund 14 Jahren. Etwa jeder zweite Mann weist ab einem gewissen Alter einen Mangel an Testosteron auf. Eine Behandlung mit diesem Hormon kann nicht nur die Blutzuckerwerte verbessern, sondern auch die Blutfettwerte.
Der Urologe behandelt in erster Linie den Hormonmangel seiner Patienten. Seit mehreren Jahren bemerkte er jedoch, dass sich unter der Behandlung mit Testosteron auch der Blutzucker der Männer mit Typ-2-Diabetes verbesserte. Dazu veröffentlichte er im Jahr 2020 eine Studie. Demnach gab es unter der Therapie mit dem Hormon sogar Männer, bei denen der Diabetes wieder verschwand.
Zu wenig Testosteron oft auch bei Diabetes Typ 1
Studienergebnisse zeigen, dass auch bei Männern mit Typ-1-Diabetes die Spiegel an freiem Testosteron oft auffällig niedrig sind. Offenbar gibt es eine direkte Verbindung zwischen Insulinresistenz und reduzierten Testosteronspiegeln bei Männern.
Bei acht von zehn Männern sank HbA1c auf 6,5 Prozent
Im Rahmen dieser Untersuchung erhielten 178 Männer eine Behandlung mit Testosteron. 90 Prozent dieser Männer erreichten damit einen Langzeitblutzuckerwert von 7 Prozent, darunter 83 Prozent sogar einen Wert von 6,5 Prozent und damit einen normalen Blutzucker. Alle Teilnehmer nahmen während der Behandlung weiter ihre Medikamente gegen Diabetes ein. Unter den Patienten des Arztes, die eine Testosteronbehandlung ablehnten, hatte kein einziger nach 14 Jahren einen HbA1c-Wert von 6,5 oder auch nur von 7 Prozent erreicht.
Haider schilderte, dass auch die Daten im Glukosebelastungstest bei den hormonell behandelten Männern deutlich besser ausfielen. Unter Testosteron benötigten die Männer weniger körpereigenes Insulin zur Zuckerkontrolle.
Deutlich bessere Blutfettwerte
Unter der Hormonbehandlung sanken die Cholesterinwerte von 8,3 auf 5,0 mmol/l deutlich gegenüber einem Anstieg der Männer der Kontrollgruppe ohne Einnahme von Testosteron von 7,2 auf 8,7 mmol/l. Bei den Triglyzeriden kam es in zu einem Rückgang von 3,5 auf 2,1 (beziehungsweise zu einem Anstieg von 3,2 auf 3,9 mmol/l bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe).
Eklatante Reduktion des Körpergewichts
Am erstaunlichsten war jedoch die Gewichtsabnahme. Die Männer der Testosterongruppe nahmen von im Durchschnitt 115 auf 87 kg ab, während die anderen Männer leicht zunahmen. Parallel dazu verringerte sich der Bauchumfang von 119 auf 98 cm. Bei der Kontrollgruppe stieg er von 103 auf 105 cm an.
In der Studie weist Haider auch auf mögliche Risiken der Testosteronbehandlung hin. So wird das Blut unter der Hormonbehandlung oft zähflüssiger, der Hämatokritwert steigt. Die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen stieg aber innerhalb der elfjährigen Nachbeobachtungszeit ebenso wenig wie Fälle von Prostatakrebs.