Medikamentenengpässe durch Corona

Landesapothekerverband: „Belieferung mit Insulinen ist sicher“

Die Corona-Krise hat zu Lieferengpässen bei einigen Medikamenten geführt. Zumindest die Versorgung mit Insulinen scheint derzeit aber nicht gefährdet zu sein.

Es gehört zu den Dynamiken der derzeitigen Coronavirus-Pandemie, dass Ereignisse, die sich in vermeintlich fernen Weltgegenden ereignen, plötzlich auch das eigene Leben beeinflussen. Unter anderem sind hierzulande einige Medikamente derzeit kaum zu bekommen.

Dabei haben sich in den vergangenen Tagen verschiedene Ereignisse gegenseitig beeinflusst. Zum einen hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunächst davor gewarnt, bei einer befürchteten Ansteckung mit dem Coronavirus das Schmerzmittel Ibuprofen einzunehmen. Auch wenn die WHO diese Warnung nur wenige Tage später wieder zurücknahm, setzte in den Apotheken ein Ansturm auf Paracetamol ein. Gleichzeitig führte Indien, wo viele Medikamente – besonders preisgünstig – produziert und dann nach Europa exportiert werden, Ausfuhrbeschränkungen ein. Denn auch auf dem Subkontinent werden die Arzneimittel knapp: Ein Großteil der Inhaltsstoffe wird aus China bezogen, wo viele Fabriken seit Langem wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind beziehungsweise waren.

Lieferengpässe bei Medikamenten: Diabetiker machen sich Sorgen

Die Folge: In ganz Europa ist Paracetamol derzeit praktisch ausverkauft. Auch bei anderen Medikamenten kommt es zu Lieferengpässen. Viele Diabetiker machen sich daher nachvollziehbare Sorgen, dass dies auch von ihnen dringend benötigte Medikamente und Medizinprodukte betreffen könnte.

„Aktuell können wir sagen, dass die Belieferung mit Insulinen sicher ist“, beruhigt Ina Bartels, Vorstandsmitglied und Patientenbeauftragte des Landesapothekerverbandes Niedersachsen (LAV) sowie Inhaberin der Johannes-Apotheke in Hannover. „Das hat auch etwas damit zu tun, dass Insuline größtenteils hier in Europa hergestellt werden.“ Bei Medizinprodukten, die für Diabetiker relevant sind, seien derzeit ebenfalls „keine Lieferengpässe bekannt“.

Einige Liefereinschränkungen bei oralen Antidiabetika

Etwas anders sieht es bei einigen oralen Antidiabetika aus. „Bei Metformin und Acarbose gibt es bei bestimmten Packungsgrößen und Stärken sowie bei einigen Herstellern Liefereinschränkungen“, so Ina Bartels. „Die generelle Marktlage lässt es jedoch zurzeit zu, dass jeder Patient versorgt werden kann. Dieser Status kann sich im Bereich der oralen Antidiabetika aber auch wöchentlich ändern. Ein Umstieg auf andere Stärken, zum Beispiel bei Metformin mit entsprechender Dosisanpassung, ist jedoch problemlos möglich.“

Um die Medikamentenversorgung generell und vor allem von chronisch kranken Menschen sicherzustellen, fordert Arnfred Stoppok, Landesvorsitzender der Diabetiker Niedersachsen, die Produktion von Arzneimitteln nicht weiter in Billiglohnländer auszulagern.