DIA-AID live

Kinder mit Diabetes: Per Lolli-Kommunikation loslassen lernen

Kindern mehr und mehr Verantwortung zu übertragen, ist für die meisten Eltern ohnehin schon schwierig genug. Wenn noch ein Diabetes dazukommt, wird es erst recht kompliziert – das kann die Autorin Maren Sturny aus eigener Erfahrung berichten. Bei einem inspirierenden DIA-AID live berichtete sie, wie das Loslassen gelingen kann.

 


Wie kommuniziert man mit einem Kind, das gerade nicht in der Nähe ist und das einerseits eventuell noch nicht (so gut) lesen, schreiben und rechnen kann – und andererseits auch komplexe Dinge eher kindlich-pragmatisch mitteilen möchte? Schwierig! Speziell, wenn es auch noch um so gravierende Dinge wie das Management eines Typ-1-Diabetes geht.

Lolli-Kommunikation: „Kannst dich beruhigen!“

Maren Sturny und ihre Tochter Sarah-Léonie haben sich dafür die „Lolli-Kommunikation“ einfallen lassen. Das kam so: Wenn die Mutter auf der Follower-App sah, dass die Blutzuckerwerte bei ihrer Tochter sanken, habe sie sie zunächst immer auf dem Handy angerufen um zu fragen, ob das Mädchen schon etwas dagegen unternommen habe. Also eine eher aufwendige und durchaus nervige Prozedur. „Wir haben dann das Lolli-Emoji eingeführt“, berichtet Maren. Wenn Sarah-Léonie ihr das geschickt habe, wusste Maren fortan, dass ihre Tochter den Unterzucker realisiert und ihm bereits etwas entgegengesetzt hatte. Nach dem Motto: „Kannst dich beruhigen!“

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Kinder würden derweil mitunter ganz andere Gedanken beschäftigen. So habe beispielsweise die ältere Schwester von Sarah-Léonie sich bei der Trennung ihrer Eltern ganz konkrete Sorgen um den Vater gemacht. Und zwar habe die damals Fünfjährige gemutmaßt, dass Papa es wohl kaum allein schaffen würde, die Wäsche zu waschen und dafür zu sorgen, dass immer genug Bier im Kühlschrank sei. Als man ihr versichert habe, dass er das durchaus auch allein hinbekäme, sei sie beruhigt gewesen!

Es gelte also, die kindlichen und elterlichen Sorgen bewusst zu trennen, sich nicht unbedingt immer Horrorszenarien auszumalen – und sich gegenseitig zuzutrauen, das eigene Leben schon irgendwie zu managen.

Herausforderung: Klassenfahrten

Eine Herausforderung seien diesbezüglich freilich Klassenfahrten. Maren stellte hier sehr herzlich dar, wie sowohl Mutter als auch Tochter im Laufe der Zeit an ihren Aufgaben wuchsen. Dies sei schließlich so weit gegangen, dass Sarah-Léonie – nach vorherigem Üben und unter Mithilfe der ins Boot geholten Mitschülerinnen – im Alleingang einen aufgrund gebogener Nadel unerwartet nicht funktionierenden Katheter quasi „notgewechselt“ habe.

Entspannt beim Katheter-Trick

Apropos nicht funktionierender Katheter. Ein solcher spielt auch bei einer anderer Art „Lifehack“ aus dem Sturny-Universum eine Rolle. Und zwar immer dann, wenn die Blutzuckerwerte höher als eigentlich erwartet seien und sich die Vermutung einschleiche, dass eventuell doch die eine oder andere Nascherei zusätzlich zu verbuchen gewesen wäre. „Ich schlage dann vor, den Katheter zu wechseln“, erzählte Maren, „weil der ja augenscheinlich irgendeinen Defekt haben muss.“ Da Sarah-Léonie darauf verständlicherweise keine Lust habe, werde die kurz zuvor gegessene Schoko-Menge in der Rückschau dann doch plötzlich noch ein wenig größer.

„Ich bleibe da aber entspannt“, unterstrich Maren. Denn einerseits habe man dann ja immerhin den Grund für die hohen Werte ermittelt und könne daran konkret etwas machen. Und andererseits würden ja nun einmal alle Kinder heimlich mal naschen – ob mit oder ohne Diabetes. Nur, dass es bei den Kindern mit Diabetes eben eher auffalle. Und gerade deshalb solle man ihnen dann eher nicht mit schroffer Strenge, sondern mit sorgsamem Verständnis begegnen.

Insgesamt gab es einmal mehr viel Zuspruch für den digitalen Selbsthilfe-Abend. „Herzlichen Dank für den tollen Vortrag und das Teilen von persönlichen Erfahrungen“, war im begleitenden Chat zu lesen. Und weiter: „Finde uns da total wieder, hat echt gut getan!“