Industrie verändert Lebensmittel

Hochverarbeitete Lebensmittel als Risiko für frühen Tod

Viele von uns nehmen sich nicht mehr die Zeit, täglich ein frisches gemüsereiches Essen zuzubereiten. Der Hunger ist da, die Zeit knapp und dann wird schnell ein Fertiggericht im Topf erhitzt oder in den Ofen geschoben. Dies verringert die Lebenserwartung.


Hochverarbeitete Nahrungsmittel nehmen in den industrialisierten Ländern einen immer größeren Anteil an der Lebensmittelversorgung ein. Tiefkühlpizza, Tütensuppen, Wurstwaren, Instant-Nudeln, Mikrowellengerichte, Frittiertes, Fruchtjoghurt, Schmelzkäse, viele vegane Ersatzprodukte, Chips und Kekse, Soft- und Energydrinks, aber auch industriell hergestellter Kuchen und Brot – die Liste hochverarbeiteter Lebensmittel in deutschen Supermarktregalen ist lang. 

Verbindung mit zahlreichen Erkrankungen

Ein internationales Forscherteam hat vor einiger Zeit die Diskussion über die gesundheitlichen Auswirkungen hochverarbeiteter Lebensmittel angestoßen. Mehrere Untersuchungen beweisen schon länger einen Zusammenhang zwischen dem Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel und Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, psychische Erkrankungen wie Depressionen, Adipositas und Typ-2-Diabetes. Jetzt wurde eine Studie veröffentlicht, die noch weiter geht und den Konsum dieser Produkte in acht verschiedenen Ländern für rund vier bis vierzehn Prozent aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich macht. Die Probanden stammten aus Großbritannien, den USA, Kanada, Australien, Brasilien, Chile, Kolumbien und Mexiko.

Was bedeutet "hochverarbeitet"?


Gefriergetrocknet, extrahiert, eingedampft und destilliert, aufgeschäumt und emulgiert – die Nahrungsmittelindustrie ist äußerst kreativ, wenn es um die Verarbeitung unserer Lebensmittel geht. Nahrungsmittel werden in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, anders zusammengesetzt und mit zahlreichen Substanzen angereichert. Manchmal geht es um die Konservierung, meistens aber einfach darum, Lebensmittel durch billige Zutaten zu strecken und damit die Gewinnspanne zu erhöhen. Für den Konsumenten bequem, weil die Fertigprodukte oft nur kurz aufgekocht oder in den Backofen geschoben werden müssen, Gemüseschnippeln entfällt. Fatal: die verzehrfertigen Produkte sind oft sogar günstiger, als frisch zubereitete Mahlzeiten. 

Präsident dank Fast Food?

Die Vereinigten Staaten sind weltweit das Land mit dem höchsten Konsum an hochverarbeiteten Lebensmitteln. Rund 60 Prozent der verzehrten Kalorien sind industriell verarbeitet. Zwei Studien zeigen sogar einen Zusammenhang zwischen ungesundem Essverhalten und den Wahlerfolgen von Donald Trump. Eine Untersuchung der Penn State belegt, dass die mediale Präsenz von Trumps Fast-Food-Vorlieben das Konsumverhalten seiner Anhänger beeinflusst und Fast Food gesellschaftlich normalisiert. Eine weitere Studie fand heraus, dass US-Counties mit schlechter Gesundheitslage – etwa hoher Fettleibigkeits- oder Diabetesrate – signifikant häufiger für Trump stimmten.  

In Europa liegt der Anteil hochverarbeiteter Lebensmittel am Gesamt-Kalorienverzehr je nach Land zwischen 14 und 44 Prozent, in Deutschland bei knapp 40 Prozent. 

Sterberisiko steigt proportional an

Das Ergebnis der Studie: Je 10 Prozent des Anteils an konsumierten hochverarbeiteten Kalorien erhöht das Sterberisiko um jeweils 2,7 Prozent. Der Anteil der vorzeitigen Todesfälle variierte innerhalb dieser acht Länder stark und lag mit rund 4 Prozent in Kolumbien am niedrigsten und mit etwa 14 Prozent in Großbritannien und den USA am höchsten.

Zucker, Salz, Fett und zahlreiche Zusatzstoffe

Verantwortlich machen die Autoren der Studie dafür den hohen Anteil dieser Lebensmittel an Zucker, Salz und ungesunden Fetten kombiniert mit wenig Nährstoffen. Zudem könne der Zusatz von Emulgatoren, Farbstoffen und anderen Substanzen ebenfalls zur Erhöhung des Sterberisikos beitragen.

Ernährungswissenschaftler weisen seit langem darauf hin, dass Lebensmittel mit viel Zucker, Salz und Fett ungesund sind und empfehlen statt Fertiggerichten, frische und unverarbeitete Lebensmittel zu verwenden. Also - ran ans Gemüse!