Studie an Kindern mit Diabetes Typ 1

Blutdrucksenker erhält Funktion der Betazellen

Der seit vielen Jahren gegen Bluthochdruck eingesetzte Wirkstoff Verapamil verzögert bei Kindern und Jugendlichen mit kürzlich erkanntem Diabetes Typ 1 den Verlust an Betazellen. Könnte eine dauerhafte Einnahme das Fortschreiten der Krankheit verhindern?

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Diese Zellen werden Betazellen genannt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Blutdrucksenker Verapamil bei Kindern und Jugendlichen, die vor kurzem an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, die Zerstörung dieser Zellen ausbremsen kann.

Bereits vor fünf Jahren wurde der Einfluss des Wirkstoffs auf den Schutz von Betazellen bei Erwachsenen mit kurz zuvor diagnostiziertem Diabetes Typ 1 untersucht. Damals zeigte sich, dass mithilfe von Verapamil die Funktion der insulinproduzierenden Zellen teilweise erhalten werden konnte.

Eine aktuelle Studie untersuchte jetzt, ob Verapamil einmal täglich eingenommen auch die Funktion der Betazellen bei Kindern und Jugendlichen erhalten kann, bei denen Diabetes vor kurzem festgestellt wurde. Die 88 Teilnehmer waren zwischen 7 und 17 Jahren alt und die Hälfte von Ihnen erhielten das Medikament über ein Jahr hinweg. Die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe.

Die Aktivität der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse wurde mittels der Messung der Ausschüttung des sogenannten C-Peptids bestimmt. Das C-Peptid ist Teil einer Vorstufe von Insulin und deswegen ein Marker für die Produktion von Insulin. Anfangs erhöhte sich bei den Teilnehmern beider Gruppen die Menge an C-Peptid. Dies wird als Honey-Moon-Phase bezeichnet. Gemeint ist damit eine leichte Verbesserung der Sekretion des C-Peptids kurz nach Ausbruch der Krankheit und dem Beginn der Therapie mit Insulin. Auf diese Phase folgt dann jedoch üblicherweise die Zerstörung der Betazellen, die sich in einer geringeren Sekretion des C-Peptids zeigt.

Bei den Kindern und Jugendlichen, die Verapamil einnahmen, zeigte sich ein längerer Zeitraum mit hohen C-Peptid-Spiegeln, also eine höhere Aktivität der Betazellen. Die C-Peptid-Spiegel waren um rund ein Drittel höher als bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe. Die Funktion der Betazellen konnte so für ein Jahr nach der Diagnose teilweise erhalten bleiben.

Verapamil verzögerte den erwarteten Rückgang der C-Peptid-Produktion von drei Monaten nach der Diagnose von Typ-1-Diabetes auf sechs Monate. Die Autoren der Studie zu diesen Daten: „Wir glauben, dass dies ein wichtiger Befund ist, der sich hoffentlich auf die Behandlung von Kindern mit Typ-1-Diabetes im Anfangsstadium auswirken wird. Angesichts des günstigen Sicherheitsprofils, insbesondere im Vergleich zu immunsuppressiven Mitteln, der einmal täglichen oralen Verabreichung und der geringen Kosten könnte die Einführung von Verapamil für neu diagnostizierte Patienten mit Typ-1-Diabetes in Betracht gezogen werden".