Typ-2-Diabetes-Studie

Betazellen erholen sich unter kohlenhydratarmer Ernährung

Eine Ernährung mit sehr wenig Kohlenhydraten kann laut aktuellen Forschungsergebnissen bereits innerhalb weniger Wochen dazu führen, dass sich die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse erholen.


In den Betazellen der Bauchspeicheldrüse wird Insulin produziert. Unter jahrelangem hohen Zuckerkonsum leidet die Funktion dieser Zellen. Grund ist, dass die Betazellen versuchen, die zunehmende Resistenz des Körpers gegen Insulin mit einer erhöhten Produktion zu kompensieren. Mit der Zeit wird dadurch ihre Funktion gestört.

Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, dass sich die Betazellen innerhalb von nur zwölf Wochen teilweise regenerieren können, wenn man auf eine sehr kohlenhydratarme Ernährung umsteigt. Dies liegt daran, dass nach Mahlzeiten mit wenig Kohlenhydraten weniger Insulin benötigt wird. Britische Wissenschaftler konnten jetzt nachweisen, dass sich parallel dazu die Funktion der Betazellen verbessert.

Ultra Low Carb-Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft empfiehlt eine Ernährung mit einem mindestens 50-prozentigem Anteil an Kohlenhydraten. Wer sich nach dem Prinzip „Low Carb“ ernähren möchte, reduziert seinen Anteil an Kohlenhydraten auf 15 bis 30 Prozent, also in etwa auf 100 bis 120 Gramm pro Tag. Ziel von Low Carb-Diäten ist es unter anderem, den Abbau von Fettdepots anzuregen. In der vorliegenden Studie nahmen die Studienteilnehmer lediglich 9 Prozent an Kohlenhydraten auf, also noch deutlich weniger als während einer Low Carb-Diät. Bei derart strengen Low Carb-Diäten kann es zu Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen und einer erhöhten Produktion von Harnsäure kommen. Menschen mit Diabetes, die Medikamente einnehmen, können so aber auch rasch in Unterzucker geraten. Deswegen vor Beginn unbedingt einen Arzt zu Rate ziehen.

9 Prozent Kohlenhydrate, 26 Prozent Proteine und 65 Prozent Fett

Die 47 Teilnehmer der Studie mit einem Altersdurchschnitt von Mitte 50 litten alle seit mehreren Jahren an Diabetes Typ 2 und waren übergewichtig. Über drei Monate erhielten sie alle benötigten Lebensmittel. Die eine Hälfte erhielt eine Ernährung die aus nur 9 Prozent Kohlenhydraten bestand und 26 Prozent Proteine und 65 Prozent Fette enthielt. Die übrigen Teilnehmer dienten als Kontrollgruppe und erhielten eine Ernährung mit 55 Prozent Kohlenhydraten, 25 Prozent Proteinen und 20 Prozent Fetten.

Mithilfe eines speziellen Verfahrens wurde am Anfang und nach den drei Monaten untersucht, wie die Betazellen auf eine höhere Menge Zucker reagieren. Dabei wurde das sogenannte C-Peptid bestimmt. Dies ist ein Nebenprodukt der Insulinbildung und gibt Auskunft über die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse. Die Bestimmung C-Peptids zeigt also, wie effektiv die Betazellen auf den Zucker reagieren.

Rasche Erholung der Betazellen

Bei den Teilnehmern mit der kohlenhydratarmen Diät stiegt die Konzentration des Peptids rasch um 0,28 ng/ml an, bei den Probanden der Kontrollgruppe, die viel Kohlenhydrate verzehrt hatten, dagegen lediglich um 0,13 ng/ml. Dies zeigt, dass die Betazellen sich unter einer für sie günstigen Ernährung rasch erholen konnten.

Ein ähnliches Ergebnis zeigte ein zeitgleich durchgeführter oraler Glukosetoleranztest. Dabei werden 75 Gramm Glukose in Wasser aufgelöst in kurzer Zeit getrunken. Vor dem Trinken und zwei Stunden später wird Blut abgenommen und der Blutzucker bestimmt. Je höher der Wert nach zwei Stunden, umso schlechter kann der Körper Zucker verwerten. Bei den Teilnehmern mit kohlenhydratreduzierter Ernährung verbesserte sich die Verwertung der Glukose deutlich.

Die Autoren der Studie sehen Parallelen zu den Auswirkungen einer Adipositas-Chirurgie. Nach bariatrischen Eingriffen wird Typ-2-Diabetes häufig zurückgedrängt, weil die Operierten nur noch sehr kleine Portionen zu sich nehmen können. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten, aber mit einer normalen Kalorienzahl, es vielen Menschen mit Diabetes erlauben würde, gesünder zu leben und die Medikamente abzusetzen.