Frisch zubereitet versus Fertigmahlzeiten

Bei Fertigessen sind die Portionen größer

Wer sich von stark verarbeiteten Lebensmitteln ernährt, isst deutlich mehr, als von frisch zubereiteten Mahlzeiten. Dies scheint ein Grund für die steigende Zahl von Menschen mit Übergewicht zu sein.

Brot, Wurst, Tiefkühlpizza, Burger, Schokolade aber auch Müsliriegel und Tofu – viel von dem was wir essen, ist sehr stark verarbeitet bis es auf unseren Tellern landet. Und der Anteil dieser Lebensmittel wird immer größer. Parallel dazu nimmt auch die Zahl der Übergewichtigen zu. Jeder zweite Deutsche ist zu dick.

Um zu sehen, ob zwischen stark verarbeiteten Lebensmitteln und Übergewicht ein Zusammenhang besteht, starteten US-amerikanische Wissenschaftler einen Versuch*. Dazu wurden 20 gesunde und normalgewichtige Personen mit einem Durchschnittsalter von Anfang 30 für vier Wochen zusammen in ein Labor gesetzt. Die eine Hälfte aß in den ersten zwei Wochen zu allen drei Mahlzeiten Fertiggerichte, die andere frisch zubereitete Lebensmittel. Nach zwei Wochen wurde getauscht. Das Frühstück bestand beispielsweise entweder aus Fertigmüsli oder selbst gemischtem Müsli bestehend aus Nüssen und Obst. Die Teilnehmer durften zu allen Mahlzeiten davon so viel essen wie sie wollten.

Von Fertignahrung wurde mehr gegessen

Von den verarbeiteten Lebensmitteln wurde deutlich mehr gegessen, wie sich zeigte. Rund 500 Kilokalorien mehr luden die Probanden sich auf den Teller, und zwar in Form von Kohlenhydraten und Fett, nicht hingegen von Proteinen. Während dieser zwei Wochen nahmen die Teilnehmer deswegen im Schnitt 900 Gramm zu. Ganz anders war das während sie die nicht verarbeiteten Lebensmittel aßen. In dieser Zeit nahmen sie 900 Gramm ab und beendeten diesen insgesamt vierwöchigen Versuch also im Mittel mit ihrem Ausgangsgewicht.

Kaloriengehalt bei beiden Ernährungsformen gleich

Das Erstaunliche: Der Gehalt an Fett, Zucker, Salz, Ballast- und Makronährstoffen war in beiden Ernährungsformen genau gleich. Die Gewichtszunahme war darauf zurückzuführen, dass von den verarbeiteten Speisen mehr gegessen wurde als von den frisch zubereiteten. Warum das so war, ist nicht ganz klar. Einen wichtigen Punkt spielt sicher die Tatsache, dass Fertigessen „kompakter“ ist als selbst zubereitete Speisen. Das heißt: Bei gleichem Nährwert liegt weniger auf dem Teller. Das könnte dazu verleitet haben, öfters Nachschlag zu nehmen. Zum anderen wurden Fertigspeisen schneller gegessen, weil sie weniger lang gekaut werden müssen. „Wenn man sehr schnell isst, gibt man seinem Magen-Darm-Trakt möglicherweise nicht genügend Zeit, um dem Gehirn zu signalisieren, dass man satt ist“, so der Studienleiter. Nicht auszuschließen ist, dass die Fertigspeisen Geschmacksverstärker enthielten, die ja bekanntlich den Appetit anregen.

Zuckerwerte nach Fertigmahlzeiten höher

Die Autoren der Studie erwähnen ausdrücklich, dass sie einen Zusammenhang zwischen stark verarbeiteten Lebensmitteln und Diabetes sehen. So waren während den zwei Wochen mit stark verarbeiteten Lebensmitteln sowohl die Insulinausschüttung als auch die Zuckerwerte etwas höher als bei der anderen Ernährungsform. Die Wissenschaftler empfehlen deswegen möglichst viele frische Mahlzeiten zu essen. Diese sind aber in der Regel kostspieliger als Fertigmahlzeiten. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, dass Übergewicht in ärmeren Bevölkerungsschichten verbreiteter ist als in den bessergestellten.

 

Weiterführende Links:

Ultra-Processed Diets Cause Excess Calorie Intake and Weight Gain: An Inpatient Randomized Controlled Trial of Ad Libitum Food Intake