Diabetischer Fuß

Vernetzte Versorgung kann Amputationen verhindern

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Eine Amputation bedeutet eine enorme Einschränkung der Lebensqualität. Viele Menschen können danach ihren Alltag nicht mehr selbständig bewältigen. Auch die Lebenserwartung ist deutlich eingeschränkt. Dabei könnten die meisten Amputationen verhindert werden.

„Unbehandelt oder zu spät behandelt kann jede kleine Verletzung schwere Folgen haben, von der Bildung von Geschwüren bis hin zum Absterben von Gewebe und dadurch zur Amputation von Zehen, Fuß oder Bein", so Dr. med. Michael Eckhard aus Gießen in seinem Vortrag auf der Diabetes Herbsttagung in Berlin.

Viele Menschen mit Diabetes entwickeln im Laufe der Jahre Geschwüre an den Füßen. Man spricht dann vom diabetischen Fuß oder korrekt ausgedrückt vom diabetischen Fußsyndrom. Dieses Syndrom ist die häufigste Ursache für Amputationen am Fuß. Über 70 Prozent der Amputationen an Zehen, Füßen und Beinen werden bei einem diabetischen Fuß durchgeführt. Das liegt daran, dass die Probleme an den Füßen häufig zu spät entdeckt und behandelt werden.

Sind die Blutzuckerwerte längere Zeit zu hoch, werden die Nerven in den Beinen und Füßen geschädigt. Dadurch kann man Schmerzen dort nicht mehr spüren. Dies führt dazu, dass Wunden oder Verletzungen häufig übersehen werden. Kommen Durchblutungsstörungen hinzu, heilen diese Wunden auch schlechter und kleine Verletzungen können sich dann zu gefährlichen Geschwüren entwickeln. Damit eine Amputation vermieden werden kann, ist eine regelmäßige Untersuchung der Füße für alle Menschen mit Diabetes sehr wichtig.

Gute Betreuung in regionalen Fußnetzen

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist darauf hin, dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten auf mehreren Gebieten effektiv dazu beiträgt, Amputationen zu verhindern. In den letzten beiden Jahrzehnten sind in Deutschland mehrere regionale Fußnetze entstanden, die nach einheitlichen Qualitätsrichtlinien arbeiteten. Wer eine zertifizierte Fußbehandlungseinrichtung in der Nähe sucht, wird hier fündig.

Deutlich weniger Amputationen nötig

Der Erfolg ist deutlich: Insgesamt wurden 70.000 Menschen in dieses strukturierte Behandlungskon­zept in spezialisierten Zentren aufgenommen. Es zeigte sich, dass die Amputationsrate oberhalb der Knöchel von dort betreuten Patienten von 2,8 Prozent auf 0,4 Prozent gesenkt werden konnte. Insgesamt geht es in erster Linie nicht mehr darum den diabetischen Fuß richtig zu behandeln. Im Vordergrund steht, es gar nicht so weit kommen zu lassen.

Recht auf eine zweite Meinung

Experten gehen davon aus, dass ein Teil der rund 50.000 Amputationen jährlich aufgrund des diabetischen Fuß-Syndroms vermieden werden könnte. Wem der Arzt eine Amputation vorschlägt, sollte sich nach Möglichkeit eine zweite Meinung einholen. Dies ist ein gesetzlich verbrieftes Patientenrecht! Leider sei dies nicht allen Ärzten und ihren Patienten klar, so die die Deutsche Diabetes Gesellschaft. Die Gesellschaft bietet unter dem Stichwort „Arbeitsgemeinschaft Fuß“ hilfreiche Informationen und Adressen an.