Sterblichkeit unter Umständen sogar erhöht

Zu niedriger HbA1c kann für Senioren gefährlich werden

Der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c spielt in der Diabetesbehandlung eine wichtige Rolle. Gerade bei älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes sollte er aber nicht zu tief eingestellt werden.

„Von strikter Diabetes-Einstellung profitieren im Alter meist nur Menschen mit relativ kurzer Krankheitsdauer“, so Dr. Jonas Ghouse und seine Kollegen von der Universität von Kopenhagen. Laut einer von Ihnen veröffentlichten Studie ist das Sterberisiko von älteren Menschen mit Diabetes Typ 2 nicht nur bei zu hohen, sondern auch bei sehr niedrigen HbA1c-Werten erhöht.

Bei langjährigen Diabetikern HbA1c zwischen 6,5 und 7,9 Prozent am besten

Bei dieser Untersuchung wurden die Daten von über 9.700 Typ-2-Diabetikern über 65 Jahren untersucht. In den darauffolgenden sieben Jahren verstarb über ein Drittel. Über 6.000 der Studienteilnehmer waren erst recht spät, in den fünf Jahren vor Studienbeginn erkrankt. Im Laufe der sieben Jahre stieg ihr HbA1c-Wert und auch ihr Sterberisiko kontinuierlich an. Anders sah die Situation bei denjenigen aus, die zu Studienbeginn bereits länger, also über fünf Jahre an Diabetes erkrankt waren.

Weniger ist bei manchen mehr

Von diesen Teilnehmern wiesen diejenigen das niedrigste Risiko zu versterben auf, bei denen der HbA1c zwischen 6,5 und 7,9 Prozent lag. Bei Werten ab 8 Prozent stieg das Sterberisiko um 32 und bei Werten ab 9 Prozent um 60 Prozent an. Aber auch Diabetiker mit einem niedrigen Wert unter 6,5 Prozent wiesen eine um über 20 Prozent erhöhte Sterberate auf.

Gefahr von Unterzucker steigt

Die Autoren vermuten, dass langjährige ältere Diabetiker mit einem sehr niedrigen HbA1c häufig Insulin und Sulfonylharnstoffe verordnet bekommen. Damit steigt das Risiko für Unterzucker und damit auch die Gefahr von Stürzen und Herzproblemen. Deswegen raten die dänischen Wissenschaftler, dass sich der Zielwert für HbA1c auch an der Krankheitsdauer orientieren sollte, um das erhöhte Sterberisiko aufgrund einer zu strengen Stoffwechseleinstellung zu umgehen.

Die ärztlichen Leitlinien empfehlen gerade bei älteren Diabetikern bei der Wahl der Therapie nicht nur den Blutzucker, sondern auch das Risiko für Unterzucker und eine mögliche Einschränkung der kognitiven Funktionen zu berücksichtigen. Die Autoren um Ghouse schlagen vor, hierbei auch die Dauer der Erkrankung zu berücksichtigen.

 


Was bedeutet HbA1c?

Habt Ihr Euch schon mal überlegt, wofür der Begriff HbA1c überhaupt steht? Es geht hier um eine chemische Verbindung. Hb steht für Hämoglobin. Dieser Stoff ist für die rote Farbe der Blutkörperchen verantwortlich. An Hämoglobin heften sich Zuckermoleküle. Das wird dann als HbA1c bezeichnet. Rote Blutkörperchen leben im Durchschnitt drei bis vier Monate. Der HbA1c gibt deswegen Informationen über den durchschnittlichen Zuckergehalt der vergangenen Monate. Deswegen wird er auch als Langzeitblutzucker-Wert bezeichnet.

Gemessen wird der HbA1c in etwa alle drei Monate, damit der Arzt die Dosierung der Medikamente immer wieder gut anpassen kann. Bei Menschen ohne Diabetes liegt dieser Wert bei ungefähr fünf Prozent. Das bedeutet, dass an jedem zwanzigsten Hämoglobinmolekül ein Zucker hängt. Bei Menschen mit Diabetes legt der Arzt den Zielwert fest. Denn der ist bei jedem Menschen anders.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt bei Typ-1-Diabetes HbA1c-Werte unter 7,5 Prozent. Aber nur dann, wenn diese Werte ohne die Gefahr von Unterzuckerungen zu erreichen sind. Für Typ-2-Diabetiker liegt der Zielbereich zwischen 6,5 und 7,5 Prozent.