Diabeteszahlen steigen

Unterversorgung global: Nur jeder Zweite erhält Blutzuckersenker

Weltweit gibt es immer mehr Menschen mit Diabetes, der überwiegende Teil ist an Typ-2-Diabetes erkrankt. Vor allem in den ärmeren Ländern steigen die Zahlen rasant. Ursache dafür ist die Zunahme von Menschen mit Übergewicht und Bewegungsmangel.


Das zunehmende krankhafte Übergewicht in vielen Ländern lässt die Zahl von Menschen mit Typ-2-Diabetes in die Höhe schnellen, schreibt die „NCD Risk Factor Collaboration“ in ihrem Bericht. Über- und Fehlernährung seien demnach weltweit gesehen mittlerweile ein größeres Problem als Unterernährung.

In der jüngsten Auswertung hat die „NCD Risk Factor Collaboration“ die Entwicklung der Diabetes-Häufigkeit zwischen 1990 und 2022 untersucht. Unterschieden werden kann hier nicht zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes, Typ-1-Diabetes fällt aber zahlenmäßig kaum ins Gewicht, die allermeisten Menschen sind an Typ-2-Diabetes erkrankt. Erhöhte Zuckerwerte haben schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkt, Krebs, Amputationen oder Nierenversagen. Eine Reihe von Medikamenten können den Blutzucker senken und so die Lebenserwartung erhöhen.

828 Millionen Menschen mit Diabetes

In den Jahren von 1990 bis 2022 ist die Zahl der Menschen mit Diabetes von 630 auf 828 Millionen gestiegen. Weltweit leiden 14 Prozent aller Erwachsenen an Diabetes. Vor 20 Jahren lag diese Zahl bei 7 Prozent.

Allein in Indien leben heute 212 Millionen Menschen mit Diabetes, gefolgt von 148 Millionen in China und 42 Millionen in den USA. Vor allem in den ärmeren Ländern sind die Zahlen in den letzten Jahren stark angestiegen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 schätzt, dass ein Viertel der Bevölkerung Indiens Typ-2-Diabetes oder die Frühform Prädiabetes hat.

Deutliche Anstiege verzeichnen auch Länder in einem Gürtel nördlich des Äquators, der sich von Südostasien über Südasien, den Nahen Osten und Nordafrika erstreckt sowie in Latein­amerika und der Karibik. Eine Verdopplung der Häufigkeit hat es im Untersuchungszeitraum bei Frauen in 66 Ländern und bei Männern in 79 Ländern gegeben.

In Indien 133 Millionen unterversorgt

Weltweit erhält aber nur etwa die Hälfte aller Menschen mit Diabetes die benötigten Medikamente, um den Blutzucker zu senken. Allein in Indien sind 133 Millionen Menschen unterversorgt. In China haben schätzungsweise 78 Millionen und in Pakistan 24 Millionen Menschen mit Diabetes keinen Zugang zu blutzuckersenkenden Medikamenten. In einigen Ländern südlich der Sahara erhalten nur 5 bis 10 Prozent eine Behandlung. Die Schere zwischen den reichen und armen Ländern hat sich der Studie zufolge in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten deutlich vergrößert.