Banting wollte explizit kein Geld mit Insulin verdienen, als er seine bahnbrechenden Ergebnisse genau vor hundert Jahren der Welt präsentierte. Trotzdem ist der Preis für Hunderte von Millionen Menschen weltweit, die Insulin dringend benötigen würden, unerschwinglich. Deswegen hat die WHO vor kurzem den „Global Diabetes Pact“ ins Leben gerufen, der zum Ziel hat, dafür zu sorgen, dass künftig günstigere, generische Insuline zugelassen werden.
Die Zahl der Menschen mit Diabetes hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Heute leben weltweit 463 Millionen mit der Diagnose. Auch in ärmeren Ländern steigt die Zahl der Erkrankten stetig an. Bis 2045 wird die Zahl der Diabetiker Schätzungen zufolge um mehr als 50 Prozent steigen.
Millionen haben keinen Zugang zu Insulin
„Millionen von Diabetikern weltweit haben schon jetzt keinen Zugang zu Insulin, und der Bedarf wird in die Höhe schießen, vor allem wegen der Ausbreitung von Typ-2-Diabetes in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen“, so Helen Bygrave, Expertin für chronische Krankheiten von Ärzte ohne Grenzen. „Die WHO muss dringend daran arbeiten, mehr Quellen für qualitätsgeprüftes Insulin zu erschließen, um die steigende globale Nachfrage zu decken und sicherzustellen, dass dieses lebenswichtige Arzneimittel all jenen zur Verfügung steht, die es benötigen. Wir haben gesehen, wie Generika-Hersteller es ermöglicht haben, die Behandlung von Krankheiten wie AIDS auszuweiten. Dasselbe muss nun bei Insulin geschehen.“
Praktisch helfen: Insulin zum Leben
Wir unterstützen das Projekt „Insulin zum Leben“ unter Schirmherrschaft von Bundesverdienstkreuzträgerin Heidrun Schmidt-Schmiedebach. Dort könnt Ihr Überschüsse an Insulin sicher den Menschen mit Diabetes zukommen lassen, die sonst keinen Zugang dazu haben.
Insulin- und Hilfsmittelspenden, mindestens noch 4 Monate haltbar, können ungekühlt, nur etwas gepolstert und ausreichend frankiert an das Insulinlager geschickt werden:
„Insulin zum Leben“
c/o Biokanol Pharma GmbH
Kehler Straße 7
76437 Rastatt
Tipp: Insulin aus dem Kühlschrank nehmen, verpacken und so zur Post bringen, dass es noch am selben Tag bei der Post wieder rausgeht. Dann ist das Insulin am nächsten Tag wieder im Kühlschrank.
Weitere Infos und Spenden: www.insulin-zum-leben.de
Herstellungskosten für Insulin für ein Jahr nur bei rund 120 Euro
Insulin für einen Menschen pro Jahr kostet die Hersteller rund 120 Euro. Ärzte ohne Grenzen muss aber an diese Hersteller zwischen 250 und 1030 Euro zahlen, um eine Person in ärmeren Ländern oder Krisenregionen ein Jahr versorgen zu können. „Es ist entmutigend, wenn wir in der Praxis sehen, dass die Menschen so viele Schwierigkeiten haben, Insulin zu bekommen“, beklagt Dr. med. Brian Nyagadza, aus Zimbabwe. „Sie haben keine andere Wahl, als ihr Insulin zu rationieren und weniger zu nehmen, als sie eigentlich brauchen. Dadurch sind sie einem hohen Risiko für lebensgefährliche Komplikationen ausgesetzt.“
Hoffnung liegt auf generischen, kostengünstigen Präparaten
Aktuell sind weltweit mehrere Hersteller damit beschäftigt, generische Insuline zu günstigeren Preisen bereitzustellen. Die WHO unterstützt das Vorhaben seit zwei Jahren mit einem „Präqualifizierungsprogramm“. Doch bisher hat kein Hersteller die Qualifizierung abgeschlossen. „Die WHO muss hier Prioritäten setzen und den Prozess beschleunigen“, fordert Marco Alves von Ärzte ohne Grenzen.
Lagerung in den heißen Regionen ein Problem
Ein weiteres Hindernis für viele Diabetiker in den heißen Regionen der Erde ist die Vorgabe der Hersteller, nach der Insulin gekühlt werden muss. Forscher der Universität Genf konnten jedoch kürzlich nachweisen, dass mehrere Insuline bis zu vier Wochen bei Temperaturen zwischen 25 und 37 Grad Celsius gelagert werden können. „Die Vorgaben der Hersteller sollten daher umgehend aktualisiert werden“, so Marco Alves. „Mehr Menschen besser mit Insulin zu versorgen, ist möglich.“
Ärzte ohne Grenzen arbeitet weltweit in 70 Ländern, in der Mehrzahl der Regionen ist Insulin nicht in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen und Apotheken erhältlich. Die Organisation versorgt Diabetiker vor allem in Jordanien, Libanon und Irak.