Die mittlerweile häufig verwendeten Geräte zur kontinuierlichen Blutzuckerkontrolle ("rtCGM") verwenden invasive Sensoren, die regelmäßig alle ein bis zwei Wochen ausgetauscht werden müssen. Für einen Sensor zum Bestimmen des Zuckerwerts, der wie eine Fitnessuhr bequem am Handgelenk getragen werden könnte, wären die meisten Menschen mit Diabetes wahrscheinlich dankbar.
In den letzten Jahrzehnten wurden hierzu mehrere Verfahren getestet. Leider waren bisher alle Methoden zu kompliziert anzuwenden oder zu ungenau. Bei der photoakustischen Spektroskopie beispielsweise entsteht durch Laserimpulse Wärme und bei der Fluoreszenz-Analyse müssen potenziell toxische Farbstoffe in den Kreislauf injiziert werden.
Hoffnung besteht aktuell auf den klinischen Einsatz einer Methode, bei der die Lichtabsorption im nahen Infrarotbereich gemessen wird. Glukose hat dabei in verschiedenen Wellenlängen ein Absorptionsmaximum. Die Geräte benötigen eine Lichtquelle, die in diesem Bereich Licht abgibt, und einen Sensor, der die nicht absorbierte also reflektierte Lichtmenge misst.
Prototyp nur 35 mal 45 mm groß
In Australien wurde jetzt ein Sensor entwickelt, der eine gute Übereinstimmung mit parallel dazu gemessenen Blutzuckerwerten zeigte, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet. Wissenschaftler der Universität Melbourne arbeiten dazu mit einem Prototyp, der zwei Absorptionsmaxima bei 1.605 nm und 1.706 nm nutzt. Das Gerät hat aktuell eine Größe von 35 mm × 45 mm inklusive Bluetoothsender und einer Knopfbatterie. Bei ersten Tests erzielte der Prototyp im medizinisch relevanten Bereich der Glukosekonzentration von 50 bis 400 mg/dl eine gute Übereinstimmung bei einer Nachweisgrenze von nur 10 mg/dl.
Die Messungen wurden allerdings bislang nur im Labor durchgeführt. Tests an den Handgelenken von Menschen wurden noch nicht durchgeführt. Ob es dabei durch zusätzliche Absorption in den Hautschichten zu Ungenauigkeiten der Werte käme, obwohl die Infrarotstrahlung weit genug in das Gewebe eindringt, um die Glukosekonzentration im Blut zu bestimmen, muss erst noch ermittelt werden.
Warnhinweis
Derzeit werden im Internet immer mal Smartwatches angeboten, die angeblich bereits den Blutzucker messen können. Im besten Fall handelt es sich dabei um Geräte, die über eine App die Daten Eures CGMs vom Smartphone übertragen können. Im schlechtesten Fall operieren sie mit Fantasiewerten. Bis Uhren dieser Art, die verlässlich den Blutzucker messen können, auf den Markt kommen und als Hilfsmittel zugelassen werden, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern!