DIA-AID live

Der Libre 3 im Ypsomed-Loop: Neuerung mit viel Potenzial

Beim DIA-AID live zur seit kurzem bestehenden Möglichkeit, den FreeStyle Libre 3 mit der Technologie aus dem Hause Ypsomed zu einem System der automatisierten Insulinabgabe zu verbinden, gab es ein gewohnt großes Interesse, viele Fragen – und jede Menge nützliche Infos.

Die Nachricht hatte viele Nutzerinnen und Nutzer des vergleichsweise angenehm zu tragenden FreeStyle Libre 3 bereits im vergangenen November elektrisiert: Der rtCGM-Sensor von Abbott lässt sich nun mit der Smartphone-App „CamAPS FX“ und der YpsoPump aus dem Hause Ypsomed zu einem „Automated Insulin Delivery“ (kurz: „AID“)-System koppeln. Entsprechend groß war das Interesse an unserer DIA-AID-Veranstaltung, bei der dieses neue Medizintechnik-Zusammenspiel genauer unter die Lupe genommen wurde: Weit mehr als 100 Teilnehmende ließen sich den digitalen Selbsthilfeabend nicht entgehen.

Mehr oder minder unkomplizierte Insulinzufuhr

Los ging es mit einer kurzen Einführung zum „FreeStyle Libre 3“. Alicja Baranowski und Christian Pabst von Abbott fokussierten sich dabei – nach einem ausführlichen DIA-AID im vergangenen Jahr – diesmal auf Tipps und Tricks bei der Bedienung des Lesegeräts. Im Anschluss übernahm Jürgen Eichenlaub von Ypsomed und stellte sowohl App und Pumpe als auch die Kombination mit dem rtCGM-System und den Loop vor. Auch zu diesem Themenkomplex gab es bereits eine – ähnliche – DIA-AID-Veranstaltung im vergangenen Jahr, als wir uns das Zusammenspiel von Ypsomed mit dem G6 aus dem Hause Dexcom erklären ließen. Und es lässt sich festhalten: Grundsätzlich anders läuft die Sache mit dem FreeStyle Libre 3 nicht; es handelt sich nur eben um einen anderen – in diesem Fall deutlich kleineren und zwei Wochen statt zehn Tage zu tragenden – Sensor.

Kurz zusammengefasst verspricht der AID-Ansatz eine verhältnismäßig komfortable und mehr oder minder unkomplizierte Insulinzufuhr. In diesem Fall heißt das grob vereinfacht: Sensor mit dem Handy per Nahfeldkommunikation bzw. Near Field Communication (NFC) scannen und eine Aufwärmphase von 60 Minuten abwarten – dann werden automatisch die aktuellen Glukosewerte angezeigt und der Automatikmodus kann gestartet werden. Dabei kommt dann der selbstlernende AID-Algorithmus zum Tragen, der die erhaltenen Daten auswertet und die Insulinabgabe der Pumpe daran anpasst.

Praktische Funktionen der Ypsomed-App

Aber Achtung: Ganz ohne menschliches Zutun funktioniert auch das AID-System nicht. Eine individuelle Bolusberechnung ist beispielsweise dennoch vonnöten. Zudem stellte Jürgen Eichenlaub zwei praktische Anwendungen der „CamAPS FX“-App vor: Zum einen den „Boost-Modus“, der nach dem Einschalten die Insulinzufuhr beispielsweise bei Stress oder Krankheit erhöht, und zum anderen den "Ease-off-Modus", der die Insulinzufuhr – etwa beim Sporttreiben – verringert. Eine andere sehr nützliche Funktion ist die Möglichkeit, dem Algorithmus mitzuteilen, dass man gerade eine Hypoglykämie behandelt, damit sich das System in diesem Fall nicht kontraproduktiv verhält und plötzlich mit einer erhöhten Insulindosis gegensteuert.

Zu all diesen Punkten gab es – wie bei allen DIA-AID-Veranstaltungen – wieder sehr viele und zum Teil auch sehr detaillierte Fragen, die allesamt kompetent beantwortet wurden. Dass sich an einigen Features auch mal die Geister scheiden können, zeigte sich am Beispiel der von der YpsoPump verwendeten Icons – also einer Menüführung anhand kleiner Symbole –, die laut Hersteller „eine intuitive, sprachunabhängige Bedienung“ ermöglichen soll. Ein Teilnehmer wand ein, dass diese Icons keineswegs selbsterklärend und ohne Handbuch nicht zuzuordnen seien. Jürgen Eichenlaub zeigte diesbezüglich Verständnis, verwies aber auch darauf, dass es sich bei der YpsoPump um ein Medizinprodukt handele, das wie alle anderen vergleichbaren Geräte ohne ausführliche Schulung ohnehin nicht gehandhabt werden sollte.

Was ist mit iOS und dem G7?

Weitere Fragen bezogen sich auf die Lieferbarkeit der Pumpe und auf die iOS-Kompatibilität, da das System derzeit nur auf Android-Handys läuft. Zur Verfügbarkeit war zu erfahren, dass  Kinder und Schwangere bevorzugt beliefert würden, dass aber jeder und jede die YpsoPump in sechs bis acht Wochen nach Genehmigung der Kasse zu Hause haben sollte. Die iOS-Kompatibilität werde dagegen noch etwas länger dauern. Jürgen Eichenlaub teilte mit, dass Ypsomed mit einer Einführung Mitte des Jahres 2023 rechne. Und noch etwas konnte er der DIA-AID-Comunity mit auf den Weg geben: Bis Ende des Jahres soll auch eine Einbindung des G6-Nachfolgers G7 möglich sein.