Diabetes beschäftigt die gesamte Familie

Unter Unterzucker leidet auch der Partner

Den Blutzucker so niedrig wie möglich halten, hieß lange die Devise. Das Problem zu niedriger Zuckerwerte wurde vernachlässigt. Dabei belastet Unterzucker nicht nur Diabetiker, sondern auch ihre Angehörigen.

Bereits leichter Unterzucker verschlechtert die Lebensqualität und die geistige Leistungsfähigkeit. Die Merkfähigkeit des Gedächtnisses leidet ebenso wie die Schlafqualität. Eine Umfrage zeigt, dass acht von zehn Typ-1-Diabetikern zumindest zeitweise mit der Angst leben, in Unterzucker zu geraten1. Diese Furcht ist demnach genauso hoch, wie die vor den Folgeerkrankungen des Diabetes.

Diese Angst ist berechtigt. Studien zeigen, dass über acht von zehn Menschen mit Diabetes vom Typ 1 und knapp vier von zehn Typ-2-Diabetiker mindestens einmal pro Monat unterzuckert sind. Jeder zehnte mit Typ 1 und jeder zwanzigste mit Typ 2 braucht dann die Hilfe der Menschen um ihn herum2.

Belastung für die Angehörigen

Unterzucker – auch Hypoglykämie genannt ­– versetzt nicht nur den Diabetiker in Angst, sondern auch seinen Partner und die gesamte Familie. Diese Dauerbelastung kann für die Partnerschaft ein Problem werden. „Angehörige von Menschen, die wiederholt Hilfe bei Hypoglykämien benötigen, sind in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Besonders nach traumatischen Erlebnissen können sie nachhaltige Ängste entwickeln.“ Der Partner sei in diesem Fall das „zweite Opfer“ der Hypoglykämie. Mündet die Paardynamik schließlich in einen schwelenden Dauerkonflikt, könne die Beziehung das „dritte Opfer“ werden, so die Psychologin Susan Clever aus Hamburg, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet3. Hier hilft es, in Ruhe darüber zu sprechen, wer beim nächsten Mal wie in welcher Situation reagieren sollte, natürlich erst wenn der Spuk vorbei ist.

Drei von vier Unterzuckerungen während des Schlafs

Drei Viertel aller unbemerkten Unterzuckerungen treten nachts während des Schlafs auf. Die Betroffenen wachen zwar nicht auf, aber die Qualität des Schlafs ist deutlich schlechter. Dies beeinflusst die geistige Leistungsfähigkeit am darauffolgenden Tag, wie Untersuchungen zeigen4. So erinnern sich Diabetiker nach Unterzucker in der vorangegangenen Nacht am nächsten Tag deutlich schlechter an zuvor gemerkte Worte, als nach einer Nacht ohne Hypoglykämie. Auch die Stimmung leidet und darum wiederum der Partner und die gesamte Familie.

Aus der Angst heraus lassen viele Diabetiker dann Insulininjektionen aus oder reduzieren die Dosierung. Deswegen sind Momente der Unterzuckerung ein Hemmschuh, wenn es darum geht, den Blutzucker korrekt einzustellen.

Ein paar Tage zwischen zwei und vier Uhr den Blutzucker messen

Wer vermutet, dass er nachts regelmäßig unter Unterzuckerungen leidet, sollte auf jeden Fall seinen Arzt darauf ansprechen. Eventuell kann man sich dann mal für ein paar Tage den Wecker stellen und zwischen zwei und vier Uhr den Blutzucker messen. Mit diesen Informationen gelingt es dem Arzt besser, die Therapie genauer anzupassen oder eventuell andere Medikamente zu verschreiben.

  1. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1932296815604633
  2. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-112350
  3. https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=208640&s=Diabetes
  4. https://care.diabetesjournals.org/content/30/8/2040