Lehren aus unserem Infozelt

Tag der Niedersachsen 2022: Für eine starke Selbsthilfe

Der Tag der Niedersachsen ist ein Traditionsevent, der ungebrochen große Mengen an Menschen zusammenbringt und diese u.a. auch mit den vielen im Land ehrenamtlich Aktiven. Unsere Teilnahme ist dabei mittlerweile obligatorisch. Trotz des festlichen Freizeitcharakters ließen wir es uns aber nicht nehmen, sowohl präventiv als auch beratend, tätig zu werden.

Nach einem nicht unerheblichen Aufwand an Logistik und Aufbau begann der Tag der Niedersachsen in Hannover für uns im Grunde schon vor dem offiziellen Beginn. Die Möglichkeit das eigene Diabetes-Risiko testen zu lassen, scheint für viel eine verlockende Gelegenheit zu sein, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten. So wurden wir bereits am ersten Festtag, noch in den letzten Zügen des Aufbaus, mehrfach von neugierigen Passanten gelöchert, ob wir sie noch vor dem offiziellen Beginn einmal „piksen“ könnten.

Gestiegenes Bewusstsein beim Zucker

Als dann der Startschuss mittels Dudelsackanpfiff erfolgt war, gab es für die interessierten Besucher kein Halten mehr. Bereits in den ersten 4 Stunden des Traditionsevents konnten wir rund 100 Risikotests durchführen. Auffällig dabei: Vor allem junge Menschen sind inzwischen sehr am Diabetes interessiert. Ein Zeichen dafür, dass Aufklärung und Prävention sensibilisieren. Und: Menschen unter 30 wissen heute in der Regel mehr über Ursachen und Risiken eines Diabetes Typ 2 als ältere.

In den drei Tagen konnten wir bei bestem Wetter annährend 600 Tests durchführen. Die Schlange riss nicht ab. Etwas Weiteres fiel uns bei der Auswertung auf: Die Quote an auffällig erhöhtem Blutzucker war etwas geringer als auf vergleichbaren Veranstaltungen. Vielleicht ein Zeichen für ein gewachsenes Bewusstsein über die Gefahren von zu viel Zucker in der Nahrung?

Hoher Blutdruck auffällig häufig

Ungewöhnlich hohen Blutdruck konnten wir allerdings ungebrochen häufig ausmachen. Das mag zum einen am „Weißkittelsyndrom“ liegen, zum anderen aber auch am relativ sorglosen Umgang mit Energydrinks bei jungen Leuten, der immer wieder beobachtet wird. Korrelationen, sowie Kausalitäten sind hier natürlich nur oberflächliche Vermutungen. Wir beobachten jedenfalls weiter und passen unsere Präventionsarbeit entsprechend an.

Informationsbedarf auch bei Betroffenen hoch

Auch unser Informationsangebot zu unserem Typ F-Bereich wurde gut angenommen. Die Schlange beim Glücksrad und Kinderschminken riss nicht ab, unser Beratungsteam um unsere stellvertretende Landesvorsitzende Anke Buschmann kam aus den Gesprächen nicht heraus. Auch die Vorsitzende der Schaumburger Selbsthilfegruppe, Heide Slawitschek-Mulle, die sich vor allem den erwachsenen Betroffenen annahm, fand kaum eine Gelegenheit zum Verschnaufen.

Selbsthilfe muss besser ausgestattet werden

Unser Fazit: Der Beratungs- und Informationsbedarf im Bereich Diabetes ist riesig und nicht jeder Arzt ist auf dem neuesten Stand. Im Gegenteil: Erschreckenderweise scheint es so, dass gerade bei älteren Betroffenen die Erkrankung nicht richtig ernst genommen wird. Häufig berichteten uns Betroffene von einem laxen Umgang des Hausarztes mit einem deutlich zu hohem HbA1c-Wert bereits ab 60 Jahren und von regelrechten Fehlbehandlungen, die die Lebensqualität merklich einschränken. Zu viele Betroffene scheinen keine gute unabhängige Anlaufstelle für ihre Probleme zu haben. Diese Beobachtung unterstreicht, dass die Selbsthilfe gestärkt und in der Finanzierung besser aufgestellt und ausgestattet werden muss.

Impressionen vom Festumzug