Mittlerweile Erfahrungen von knapp einer halben Million Nutzer

Sensorbasierte Zuckermessung im Fettgewebe hat sich bewährt

Bei der kontinuierlichen Zuckermessung, abgekürzt CGM für „Continious Glucose Monitoring“, liegt ein kleiner Sensor unter der Haut und misst den Zucker im Unterhautfettgewebe quasi rund um die Uhr. Doch die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür nicht bei jedem.

Ein kleiner Sensor wird ähnlich wie der Katheter bei einer Pumpe mit einer Setzhilfe auf der Rückseite des Oberarms unter die Haut gesetzt. Der Zucker wird dabei also nicht im Blut, sondern im Fettgewebe gemessen, das Stechen in den Finger fällt weg. Die meisten Anwender mit Diabetes kommen sehr gut mit dem FGM („Flash Glucose Monitoring“)-System „FreeStyle Libre“ der Firma Abbott oder  klassischen CGM Produkten anderer Hersteller zurecht.

Mit Systemen dieser Art ist die Zuckermessung sehr einfach und verschiedene Studien zeigen, dass bei Anwendern die Gefahr von Hypoglykämien, also Unterzuckerungen, sinkt. Auf der 12. Konferenz für „Advanced Technologies & Treatments for Diabetes“ im Februar in Berlin wurden die Erfahrungen von 470.000 Menschen mit Diabetes vorgestellt, die das System mittlerweile verwenden.

Regelmäßige Scans führen zu besserem HbA1c

Die Diabetiker müssen ihre Werte regelmäßig mit einem Scanner auslesen. Auswertungen zeigen: Wenn die Daten regelmäßig gescannt werden, bleiben die Langzeitblutzuckerwerte eher im grünen Bereich als mit anderen Messsystemen. Das liegt daran, dass die Messgeräte im Schnitt minütlich den Zucker messen und man so ein sehr genaues Bild von den eigenen Werten erhält. Ausgewertet wurden im Rahmen einer bislang nicht veröffentlichten Studie die Daten von über 470.000 Anwendern aus 26 Ländern. Die Teilnehmer wurden in Gruppen eingeteilt, die unterschiedlich oft pro Tag ihre Werte kontrollierten. Manche maßen nur drei bis vier Mal pro Tag, andere bis zu 40 Mal. Der Durchschnitt lag bei zwölf Auswertungen. Je häufiger die Werte gescannt wurden, umso niedriger war der HbA1c. Bei denjenigen, die sehr häufig scannten, lag der HbA1c bei 6,7 Prozent gegenüber 8,2 Prozent bei denjenigen, die nur selten ihre Werte kontrollierten.

Je öfters die Werte kontrolliert wurden, umso schneller konnte auf schweren Unterzucker oder zu hohe Zuckerwerte reagiert werden. Unterzucker unter 54 mg/dl dauerte bei den „Häufigauswertern“ um etwa ein Drittel kürzer und zu hohe Werte über 240 mg/dl lagen bei ihnen nur rund zwei Stunden pro Tag vor gegenüber sechs Stunden bei den „Seltenauswertern“.

Als nützlich erwiesen sich auch die Trendpfeile, die anzeigen ob die Zuckerwerte steigen, sinken oder stabil sind. So erkennen Anwender vor allem vor den Mahlzeiten, ob die Insulindosierung angepasst werden muss. Dies wurde im Rahmen einer Studie an knapp 15.000 Menschen mit Diabetes getestet.

CGM/FGM-Systeme stellen eine großartige Hilfe für viele Diabetiker dar, funktionieren jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Der Einsatz macht nur Sinn, wenn jemand bereit ist, mehrmals pro Tag,  mindestens zehn bis zwölf Mal. die eigenen Werte zu scannen. Im Gegensatz zu FGM-Geräten müssen CGM-Geräte zudem via blutiger Messung täglich kalibiriert werden. Kontinuierliche Messsysteme  haben vor allem bei Erkrankten mit häufigen und schweren Fällen von Unterzucker einen deutlichen therapeutischen Mehrwert. Auch wenn trotz guter und konsequenter Mitarbeit auch mithilfe von Insulinpumpen der HbA1c-Wert nicht gut einstellbar ist, lohnt der Einsatz.

Bei jedem Zweiten übernimmt die Kasse die Kosten

Viele Ärzte haben Geräte tage- oder wochenweise zum Ausleihen. Wer ein eigenes Gerät möchte, reicht einen Antrag auf Kostenerstattung bei der zuständigen Geschäftsstelle seiner Krankenkasse ein. Möglichst genau sollte begründet werden, warum  ein CGM-System gebraucht wird. Je genauer die  persönliche Situation  geschildert wird, umso höher sind die Chancen auf eine Bewilligung. Schildert ausführlich körperliche und seelische Belastungen, schreibt über die Probleme mit Diabetes im Berufsalltag und Privatleben. Zum Antrag dazu gehört auf jeden Fall ein Rezept Eures Arztes und ein Kostenvoranschlag des Herstellers. Am wichtigsten ist ein ärztliches Gutachten, in der Euer Arzt die Krankheitsgeschichte schildert und vor allem mit welchen Behandlungs- und Messmethoden Ihr schon Erfahrung gemacht habt. Je drastischer er lebensgefährliche Unter- und Überzuckerungen schildert, umso größer sind Eure Chancen. Lebensbedrohliche Situationen in der Vergangenheit erhöhen die Chance auf Kostenübernahme. Auch HbA1c-Werte von über 8,5 Prozent trotz intensiver Messungen oder Schäden an Herz und Nerven sollten im Antrag erwähnt werden. Unterzuckerungen sollten in Form eines Tagebuchs nachgewiesen werden.

Und wenn die Kostenübernahme abgelehnt wird?

Vier Wochen habt Ihr Zeit Widerspruch einzulegen. Nehmt Euch Zeit dafür. Heißt es etwa von Seiten der Kasse „der Nutzen von CGM-Systemen ist nicht belegt“ oder „die Studienlage ist nicht ausreichend“, legt dem Antrag Studien bei. Hilfreich kann auch ein Anruf bei einem Hersteller sein. Erfahrungsgemäß wissen die genau, wie man sich am besten gegen eine Ablehnung wehrt. Eine letzte Möglichkeit ist der Gang vors Sozialgericht. Wer sich nicht herumstreiten will, dem bleibt oft nur die Möglichkeit die Kosten selbst zu übernehmen.