Binge Eating

Psychotherapie gegen Fressanfälle

Das Lieblingsessen vor der Nase zu haben und es nicht anzurühren – dies lernten die Teilnehmer mit einer Binge Eating-Störung im Rahmen einer Therapiestudie.

Wir essen nicht nur, weil wir hungrig sind, sondern viele unter uns auch aus seelischer Not heraus. Essstörungen sind neben Depressionen und Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung unter Menschen mit Typ-2-Diabetes. Insbesondere die Binge-Eating-Störung ist für Typ-2-Diabetiker von Bedeutung, da sie sehr oft Übergewicht und Adipositas zur Folge hat. Anders als bei Bulimie, bleibt das Essen nach den Heißhungerattacken bei der Binge Eating-Störung nämlich im Körper.

Obwohl es sich hierbei nicht nur unter Diabetikern, sondern ganz allgemein um die häufigste Essstörung handelt, ist diese Störung erst seit einigen Jahren als offizielle Krankheit anerkannt. Forscher der Universitätsklinik Tübingen beschäftigen sich seit längerem mit der Binge Eating-Störung und behandelten in der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Rahmen von Therapiestudien Menschen mit dieser Form der Essstörung*.

Auch beim Lieblingsessen nicht zugreifen

Dazu trafen sich die Teilnehmer acht Mal für je 90 Minuten in Gruppen und übten sich dabei in Selbstkontrolle. Jeder durfte die Nahrungsmittel mitbringen, bei denen es ihm erfahrungsgemäß am schwersten fällt, nicht zuzuschlagen. Zusammen mit den Psychologen übten sie, dem Verlangen zu widerstehen, die Speisen zu essen.

Im Laufe der Sitzungen zeigte sich, dass die Teilnehmer das eigene Essverhalten immer besser steuern und kontrollieren konnten. Dies führte zu einem Erfolgserlebnis. Bei Menschen mit dieser Essstörung geht es vor allem auch um die Beherrschung impulsiven Verhaltens.

„Ich kann das“ als Erfolgserlebnis

Der Nutzen des Programms wurde folgendermaßen bestimmt: Die Teilnehmer mit Binge Eating-Störung wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Hälfte der Teilnehmer (Gruppe 1) wurde dazu angehalten, lediglich ein Selbstbeobachtungsprotokoll zu führen. Die andere Hälfte nahm zusätzlich an dem Programm mit den Psychologen teil (Gruppe 2). Anfangs bekamen die Teilnehmer beider Gruppen ihre Essattacken besser in den Griff. Nach einer gewissen Zeit jedoch fielen die Teilnehmer der Gruppe 1 wieder in alte Muster zurück. Diejenigen, die an dem Programm teilgenommen hatten, zeigten auch noch drei Monate später, dass sie ihren Heißhunger besser in den Griff hatten.

Zusammen mit anderen in der Gruppe zu lernen, das eigene Essverhalten steuern zu können, führt zu einem Erfolgserlebnis, das motiviert und dazu beiträgt, bei der Stange zu bleiben und abzunehmen.

IMPULS: Impulsivity-Focused Group Intervention to Reduce Binge Eating Episodes in Patients with Binge Eating Disorder – A Randomised Controlled Trial