Was Sie zu Hause vorbereiten können

Einige der nachfolgenden Tipps sind nur bei geplanten stationären Aufenthalten im Krankenhaus anwendbar. Bei einem Notfall haben oft andere Dinge Vorrang. In jedem Fall aber sollten Sie (oder ein Angehöriger) die Ärzte informieren, dass Sie Diabetiker sind.

Wichtig ist die Kompetenz des Arztes, der den Eingriff vornimmt. Zu ihm müssen Sie Vertrauen haben. Wählen Sie aber, soweit möglich, eine Klinik, an der auch ein Facharzt für Innere Medizin, möglichst ein Diabetologe, zur Verfügung steht. Das hilft Ihnen nicht nur vor und während des operativen Eingriffs (Nüchternphase, Narkose), sondern auch später im Klinik- Alltag.

Wie Sie auf einen Eingriff vorbereitet werden

Ihr Diabetes muss gut eingestellt sein. Selbstverständlich sollte sein, dass Ihre Zuckerwerte laufend kontrolliert werden. Am Morgen des Eingriffs soll der Nüchternwert bei 110 mg/dl bzw. 6,1 mmol/l liegen! Höhere Werte führen zu Risiken (Infekte, schlechte Wundheilung).

Sehr hohe Werte (ab 180 mg/l bzw. 10 mmol/l nüchtern, mehr als 280 mg/dl bzw. 15,6 mmol/l nach Mahlzeiten bzw. ein Hba1c Wert über 9%) müssen ggf. zur Verschiebung des Eingriffs führen.

Sie sollten früh morgens operiert werden. Damit Ihre „Nüchternphase“ möglichst kurz ist, sollte der Eingriff so früh wie möglich erfolgen.

Was Sie über die Wirkung von Medikamenten wissen müssen

ASS stört die Blutgerinnung, die Tabletten dürfen 6 Tage vor Eingriffen nicht mehr eingenommen werden. Metformin muss 48 Stunden vor Operationen und Kontrastmitteluntersuchungen abgesetzt werden; andere Zucker-Tabletten am Vorabend des Eingriffs. Orale Antidiabetika können bis zu 50 Stunden nach der letzten Einnahme wirksam sein.

Blutdrucktabletten dagegen werden weiter eingenommen. Bei Magenspiegelungen oder anderen Untersuchungen, für die Sie morgens nüchtern sein müssen, spritzen Sie die Hälfte der üblichen Mischinsulindosis (oder nur das Basis-Insulin und evtl. den „Morgenhupf“, d.h. 10% der Tages-Insulindosis als Normalinsulingabe).

Die Nüchternphase

Die Steuerung Ihres Diabetes am Tag des Eingriffs, insbesondere auf der Intensivstation, richtet sich nach der Länge der sog. Nüchternphase; das ist die Zeit bis zur ersten Mahlzeit nach der Operation. Ärzte unterscheiden zwischen drei verschieden langen Phasen:

 

1. Untersuchungen (z.B. Magenspiegelung) und Operationen mit kurzer Nüchternphase (4-6 Stunden)

Wie bereits oben beschrieben, werden Tabletten abgesetzt und erst mit der 1. Mahlzeit nach der OP wieder eingenommen. Eventuell nimmt Ihr Arzt Korrekturmaßnahmen vor. Wenn Sie Ihren Diabetes mit einem Mischinsulin behandeln, spritzen Sie vor dem Eingriff nur die halbe Menge, die andere Hälfte wird mit der ersten Mahlzeit nach dem Eingriff gespritzt. Führen Sie eine intensivierte Insulintherapie durch spritzen Sie Ihr Verzögerungsinsulin wie üblich. Im Rahmen der Insulinpumpen-Therapie kann die Basalrate unverändert bleiben. Messen Sie Ihren Blutzucker und führen Sie ggf. notwendige Korrekturen mit einem rasch wirksamen Insulin durch. Zu beachten ist, dass möglicherweise nach dem Eingriff ein erhöhter Insulinbedarf besteht.

2. Operationen mit mittlerer Nüchternphase (6-24 Stunden)

Während der Zeit des Eingriffs wird Ihr Diabetes mit einer Glukose-Insulin-Kalium-Infusion (GIK) behandelt, gleichzeitig erhalten Sie eine Elektrolyt-Lösung. Ihre Werte werden zuerst alle 30 Minuten gemessen, später in 2-Stunden-Abständen.

3. Operationen mit längerer Nüchternphase und künstlicher Ernährung (mehr als 24 Stunden)

Die Behandlung unterscheidet sich anfangs nicht von den Maßnahmen bei der „mittleren Nüchternphase“. Im weiteren Verlauf wird jedoch künstlich ernährt und der Infusion wird Insulin zugegeben.

 

Was Sie im Klinikalltag erwartet

Im Krankenhaus müssen Sie nicht abnehmen! Sagen Sie bereits beim Aufnahmegespräch, dass Sie keine Reduktionskost benötigen, d.h. keine Diät zum Abnehmen. Ihr Diabetes wird durch Nüchternphasen und den Eingriff bereits genug belastet.

Versuchen Sie, Ihren Diabetes und den Tagesablauf in Einklang zu bringen. Frühe Weckzeiten lassen sich kaum vermeiden. Versuchen Sie, Ihren Rhythmus zu finden.

Mahlzeiten müssen mit den diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen abgestimmt werden. Danach müssen Sie sich mit der Insulin-/Medikamenteneinnahme einstellen. Lassen Sie sich Zwischenmahlzeiten geben!

Die Bettruhe ist für Ihren Diabetes keinesfalls förderlich, aber oft erforderlich, z.B. bei Thrombosen und Lungenembolien. Dann müssen Sie in der Regel die Insulin-Einheiten erhöhen. Durch Schmerz und Stress wird Diabetes negativ beeinflusst. Medikamente wie Kortison können verstärkend wirken.

Wenn Ihr Diabetes vorher gut eingestellt war, gibt es keinen Grund, Medikamente zu wechseln. Wenn Sie Tabletten einnehmen, kann allerdings für das Erreichen der Behandlungsziele im Krankenhaus eine Insulintherapie sinnvoll sein. Es ist überhaupt kein Problem, nach dieser Phase wieder auf eine Tablettenbehandlung umzusteigen.

Also: Keine Angst vor Insulin!

Nutzen Sie Ihr gutes Recht. Holen Sie, wenn Sie mit einer Maßnahme im Krankenhaus nicht einverstanden sind, die Meinung eines zweiten Mediziners (Gutachters) ein. Im äußersten Fall gibt es die Möglichkeit einer Patienten-Verfügung.

Erstellen Sie eine Checkliste

Stellen Sie eine Checkliste zusammen, dazu gehören Ihre persönlichen Dinge für den Klinikaufenthalt, aber auch wichtige Krankendaten für die Aufnahmeuntersuchung:

  • Ihre persönliche Krankengeschichte
  • Liste Ihrer Vorerkrankungen
  • Beginn und Verlauf Ihres Diabetes
  • Ihr Gesundheitspass Diabetes (ausgefüllt)
  • Ihr aktueller Medikamentenplan und Name, Adresse, und Telefonnummer Ihres Hausarztes und/oder Diabetologen
  • Ein Vorrat Ihrer gewohnten Medikamente (auch Ihre Insulinspritze, Ihr Messgerät usw.), damit Sie Ihren Diabetes auch dann unter Kontrolle haben, wenn Ihre Tabletten oder Ihr Insulin von der Krankenhaus-Apotheke erst bestellt werden müssen.

Der Text wurde zusammengestellt von Dr. med. Ralf Hardenberg, Chefarzt Abteilung für Innere Medizin, Krankenhaus St. Elisabeth gGmbH in Damme (zuvor Ltd. Arzt der Abteilung für Diabetologie der Henriettenstiftung Hannover), und einem Team des Diabetiker Niedersachsen e.V. Für die Website wurde er redaktionell überarbeitet und gekürzt von André Owczarek im Auftrag des Landesvorstandes. Sie können die Broschüre in voller Länge hier herunterladen.

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