Drei Fragen an Ministerin Cornelia Rundt

Auf dem Tag der Niedersachsen besuchte uns die niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Migration, Cornelia Rundt, an unserem Infostand. Wir haben die Gelegenheit genutzt und mal kritisch zu Themen, die uns Diabetikerinnen und Diabetiker interessieren dürften, nachgehakt.

1. Was halten Sie von der Einführung eines nationalen Diabetesregisters?

Ein Diabetesregister ist in meinen Augen eine mögliche Maßnahme zur Unterstützung unseres gemeinsamen Ziels, aber es gibt aktuell auch andere vielversprechende Ansätze: Auf Bundesebene wird eine Diabetes-Surveillance vorangebracht. Dabei handelt es sich nicht um ein Register, sondern um die Entwicklung eines Berichtssystems, das Grundlage für sämtliche später politisch abzustimmenden Aktivitäten auf Landes-und Bundesebene sein wird. Zudem wird mit der „Nationalen Informations- und Aufklärungsstrategie zu Diabetes mellitus“ die Prävention in den Fokus gerückt. Hierzu wird es einen Beirat unter Beteiligung der Länder und u.a. der Selbsthilfegruppen zu Diabetes mellitus geben. Wir werden diese Aktivitäten jeweils auf der Landesebene unterstützen und mit umsetzen.

 

2. Die Hürden bei der Beantragung von Integrationsbeihilfen für diabetische Kinder (z.B. bei Bedarf einer Klassenfahrtbegleitung) sind recht hoch und bürokratisch. Wie kann hier Abhilfe geschaffen werden?

Leider kommt es in der Praxis immer wieder zu Zuständigkeitskonflikten bei der Frage, wer Kostenträger für eine persönliche Assistenzkraft zur Begleitung diabetischer Kinder im Schulalltag oder anderen schulischen Veranstaltungen ist. Klar ist zumindest, dass die Überwachung von Blutzuckerwerten, die rechtzeitige und korrekt dosierte Gabe zB von Insulin sowie das medizinisch gebotene Eingreifen bei Notfällen nicht Sache des Schulpersonals ist. In Betracht kommt vielmehr - abhängig von Art und Umfang des Bedarfs im Einzelfall - eine Zuständigkeit der jeweiligen Krankenkasse oder des örtlichen Trägers der Sozialhilfe (Leistung der Eingliederungshilfe, wenn mit der Erkrankung eine Behinderung bzw. drohende Behinderung einher geht). Da der individuelle Bedarf sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann (Bandbreite: Kinder brauchen keine Assistenz, weil sie ihre Blutwerte und Medikamentengabe selbst überwachen können, bis hin zur Erforderlichkeit krankenpflegerisch ausgebildeter Assistenzkräfte, da jederzeit eine medizinische Krisenintervention erforderlich sein könnte), muss dies im Einzelfall geklärt werden. Dies wiederum führt – nachvollziehbar – zu einem aus Sicht der Eltern häufig „bürokratischen“ Verfahren. Das Land hat hier leider keine direkte Eingriffsmöglichkeit, aber ich appelliere an die Verantwortlichen, hier patientenfreundlich zu entscheiden.

 

3. Halten Sie eine bessere Aufklärung über die Krankheit an unseren Schulen und Kindergärten für notwendig?

Hier gibt es sicherlich noch Möglichkeiten, das Thema intensiver zu beleuchten. Gesundheitliche Themen und die entsprechende Prävention sollten noch stärker thematisiert werden. Dies trifft nicht nur für Diabetes mellitus zu, sondern für alle lebensstil-verbundenen Risiken. Deswegen sind alle Aktivitäten für ein gesundheitsbewusstes Leben so wichtig. Es ist sinnvoller, Kinder zum risikoarmen und gesunden Leben zu motivieren, als gezielt in einer KiTa das Thema Diabetes mellitus anzusprechen.


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