Studien über Parodontitis

Wie Zahnfleischentzündungen und Diabetes zusammenhängen

Ob wir zum Frühstück ein Müsli essen oder mittags ein Stück Fleisch kauen, bei jeder Mahlzeit bleiben Essensreste an den Zähnen hängen. Diese Reste sind die Lebensgrundlage von Bakterien. Für Menschen mit Diabetes ist dies ein besonders brisantes Thema.

Sowohl schlechte Ernährung als auch mangelnde Hygiene stören die Mundflora. Das Zahnfleisch rund um die Zähne, der Zahnhalteapparat, erkrankt. Parodontitis ist die Folge. Bei dieser Erkrankung entzündet sich nicht nur das Zahnfleisch, sondern in schweren Fällen auch der Kieferknochen. Die Knochen bilden sich zurück, die Zahnhälse liegen frei. Das Zahnfleisch wird durch den anhaltenden Entzündungsprozess weicher und in den sich dabei bildenden Zahnfleischtaschen können sich Bakterien gut vermehren.

Unheilvolle Allianz: Parodontose und Diabetes

Das Immunsystem versucht sich gegen die Bakterien zu wehren und setzt Botenstoffe frei. Diese Moleküle erhöhen den Blutzuckerspiegel, weil sie den Zucker daran hindern, von den Zellen aufgenommen zu werden. Der Körper muss also immer mehr Insulin herstellen, um den Zucker aus dem Blut zu transportieren. Die Bauchspeicheldrüse ist überfordert und das Risiko für Diabetes steigt. Für Menschen mit Diabetes ist Parodontitis also ein besonders heikles Thema. Das liegt auch daran, dass erhöhte Blutzuckerwerte Infektionen des Zahnfleischs begünstigen.

Bakterielle Entzündungen im Mund erhöhen das Risiko für Diabetes

In letzter Zeit erschienen zwei Studien, die Parodontitis bei Menschen mit Diabetes untersuchten. Bei der einen Studie aus Finnland1 wollten die Forscher wissen, ob Parodontitis tatsächlich das Entstehen von Diabetes begünstigt. Die knapp 400 Probanden wurden Anfang der 1990er Jahre je nach der Tiefe der Zahntaschen in verschiedene Gruppen eingeteilt (vier bis fünf Millimeter und mindestens sechs Millimeter). 15 Jahre später zeigte sich folgendes Bild: Rund ein Drittel der Menschen mit den weniger tiefen Taschen waren an Diabetes erkrankt. Unter denen mit den tieferen Taschen war es mehr als die Hälfte. Dies zeigt, dass tatsächlich ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und dem Entstehen von Diabetes gibt.

Sorgfältige Zahnhygiene senkt den HbA1c

Parodontitis ist also ein häufig unterschätzter Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes. Eine weitere Studie aus England2 zeigt aber auch, dass eine gute Behandlung beim Zahnarzt den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c bei Menschen mit Diabetes senkt. Dazu wurden 264 Typ-2-Diabetiker in zwei Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer der Gruppe 1 wurden wie üblich vom Zahnarzt versorgt, die der zweiten Gruppe hingegen erhielten eine umfangreiche parodontale Behandlung. Dabei wurde im gesamten Mundraum sorgfältig Beläge und Ablagerungen unterhalb des Zahnfleischrands entfernt. Wo nötig wurden Zähne gezogen und so Entzündungsherde beseitigt. Im Anschluss wurden den Teilnehmern alle drei Monate eine professionelle Zahnreinigung angeboten.

Zu Beginn der Studie lag der durchschnittliche HbA1c bei allen Teilnehmern bei 8,1%. Ein Jahr später war er bei den Teilnehmern der Gruppe 1 auf 8,3% angestiegen, bei den Teilnehmern der Gruppe 2 hingegen auf 7,8% gefallen. Berücksichtigt man verschiedene Faktoren, die einen Einfluss auf den HbA1c haben, wie beispielsweise das Alter, das Geschlecht, ob jemand raucht oder wie hoch der Body-Mass-Index ist, ergibt sich sogar eine Verbesserung des HbA1c-Werts bei den Teilnehmern von Gruppe 2 um 0,6%.

Dies zeigt, dass eine gute Mundhygiene, regelmäßige professionelle Zahnreinigung und eine rasche Behandlung von Entzündungen im Mundraum äußerst wichtig sind. Zum einen um Diabetes vorzubeugen, zum anderen um die Zuckerwerte bei Menschen mit Diabetes möglichst niedrig zu halten.

Association between periodontal condition and the development of type 2 diabetes mellitus

Systemic effects of periodontitis treatment in patients with type 2 diabetes: a 12 month, single-centre, investigator-masked, randomised trial