Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019

Viele Typ-1-Diabetiker haben zu wenig Bewegung

Wenn es um den Aufruf zu mehr Sport geht, stehen häufig Menschen mit Diabetes vom Typ 2 im Mittelpunkt. Dabei wird übersehen, dass Muskel- und Ausdauertraining auch für Typ-1-Diabetiker enorm wichtig ist.

Warum ist Sport eigentlich so wichtig? Weil dadurch Reparaturmechanismen an Nerven, Gefäßen, Immunsystem und Gehirn ausgelöst werden, die Krankheiten abwehren können. Um körperliche Höchstleistungen geht es dabei nicht. „Laufen ohne Schnaufen“ reicht völlig. Aber eine halbe Stunde pro Tag sollte es mindestens sein. Das sollte doch zu schaffen sein, oder?

Sport hat auch bei Typ1-Diabetes Einfluss auf den Stoffwechsel

„Immer mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes vernachlässigen die Chancen einer gesunden Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Gewichtskontrolle. Dabei führt auch bei Typ-1-Diabetes eine gesteigerte körperliche Aktivität zu positiven metabolischen und kardiovaskulären Effekten, einer Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness sowie gesundheitsfördernden Auswirkungen am Stütz- und Bewegungsapparat. Darüber hinaus begünstigt körperliche Aktivität die allgemeine Leistungsfähigkeit und Stresstoleranz und verbessert zudem das Selbstwertgefühl“ ist im kürzlich veröffentlichten 284 Seiten langen Gesundheitsbericht Diabetes 2019* zu lesen. Alles klar? Sport führt also neben vielen anderen positiven Dingen auch bei Typ-1-Diabetikern zu einer besseren Stoffwechsellage.

Angst vor Zuckerschwankungen eine Ausrede

Während und nach körperlicher Betätigung kann der Blutzucker stark schwanken, das wird jeder kennen. Trotzdem sollte das kein Grund sein, auf Bewegung zu verzichten. Sogar sportliche Höchstleistungen sind möglich wie uns der britische Ruderer Sir Steven Redgrave, fünffacher olympischer Goldmedaillengewinner oder der Olympia-Gewinner im Gewichtheben Matthias Steiner zeigten.

Fragt man Menschen mit Typ-1-Diabetes warum sie sich nicht mehr bewegen, hört man aber oft von der Sorge in Unterzucker zu geraten. Interessanterweise spielt dieser Punkt aber eine sehr untergeordnete Rolle, wenn geschulte Diabetiker in einer Gruppe sporteln. Vielleicht ist es gerade für Ängstliche besser, in einer Gruppe ganz langsam mit dem Sport zu beginnen und zu lernen, die notwendige Insulinmenge an die unterschiedliche Intensität der körperlichen Betätigung anzupassen? Oder Ihr plant einfach jeden einen strammen Spazierganz ein, der jeden Tag ein wenig länger wird.

Vermutlich handelt es sich auch bei Diabetikern in Wirklichkeit eher um die Gründe, die auch Nichtdiabetiker angeben: Zeitmangel, fehlendes Interesse und Bewegungseinschränkungen aufgrund von Schmerzen. Und eine Portion innerer Schweinehund vermutlich.

Moderne Technik erlaubt künftig noch bessere Kontrolle

In Zukunft wird es für Diabetiker auch immer leichter Sport zu treiben. Erste Studien zeigen, dass Hybrid-Closed-Loop-Systeme unter unterschiedlichen Belastungen bei Sport und in Ruhe eine bessere Kontrolle des Blutzuckers erlauben. Dabei handelt es sich um eine Insulinpumpe, welche die Abgabe von Insulin permanent kontrolliert und die Menge an benötigtem Insulin genau anpasst.

Am besten Kraft- und Ausdauertraining kombinieren

Die Amerikanische Diabetesgesellschaft beispielsweise empfiehlt Menschen mit Typ-1-Diabetes:

  • Mindestens 150 Minuten pro Woche körperliche moderate bis anstrengende Aktivität, verteilt auf mehrere Tage
  • Jüngere und fittere Menschen mindestens 75 Minuten anstrengendes Training
  • Zwei bis drei Mal Krafttraining an nicht aufeinanderfolgenden Tagen
  • Beim Sitzen alle 30 Minuten mal kurz aufstehen
  • Ältere Menschen: Beweglichkeits und Gleichgewichtstraining zwei bis drei Mal pro Woche
  • Yoga und Tai Chi eignen sich hervorragend um Beweglichkeit, Muskelkraft und Gleichgewicht zu steigern

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