Digitale Selbsthilfe

Videokonferenz: Modernes Diabetes-Management mit dem Loop

Im Rahmen einer DIA-AID-Live-Veranstaltung diskutierten Diabetikerinnen und Diabetiker über die Kombination von CGM und Insulinpumpe im Loop-Modus – mit teilweise überraschenden Erkenntnissen. Input lieferten zwei Medizintechnik-Vertreterinnen.

Dass ein Loop-System nicht nur hilfreich und praktisch sondern bisweilen auch eine richtig beleidigte Leberwurst sein kann, war den meisten dann doch neu. Ganze 54 Teilnehmer aus Niedersachsen und weit darüber hinaus hatten sich online per Videokonferenz zur DIA-AID-Live-Veranstaltung mit dem Thema „CGM-/Insulinpumpen-Kombination mit Loop-Modus“ zusammengefunden. Mit anderen Worten: Es ging um die Möglichkeit, den kontinuierlich messenden Glukosesensor und die Pumpe so zu verknüpfen, dass die Insulinzufuhr über einen Algorithmus und je nach aktuell ermitteltem Bedarf weitgehend automatisch angepasst wird.

Künstliche Intelligenz erkennt wiederkehrende Muster

Vorgestellt wurde in diesem Fall die Kombination aus dem CGM G6 von Dexcom und der Pumpe Accu-Check Insight von Roche. Als quasi zwischengeschaltetes Steuerungsgerät dient ein von der Firma Diabeloop entwickeltes „Handheld“, das einem Smartphone nicht unähnlich ist und über das der sogenannte DBLG1-Algorithmus die Insulinabgabe automatisiert. Dieser Algorithmus lernt. Das bedeutet: Eine Künstliche Intelligenz erkennt wiederkehrende Muster und kann darauf reagieren. Hat also eine Diabetikerin immer Mittags etwas zu hohe Werte, passt der Algorithmus selbsttätig die Basalrate an und erhöht sie Mittags ein wenig – und das ohne dass die Patientin dies überhaupt bemerkt und aktiv eingreift.

Ob man denn dennoch selbst – also manuell – die temporäre Basalrate rauf und runter setze, wollte in diesem Zusammenhang eine Teilnehmerin wissen. Die Antwort: Das kann man zwar tun, fliegt dann aber erst mal drei Stunden aus dem Loop raus. Oha! „Aber wenn ich doch weiß, dass ich nicht 130 Prozent, sondern 80 Prozent brauche, dann habe ich doch wohl zunächst mal recht“, wendete Moderator Sascha Schworm ein. „Ja, dann hast du vielleicht recht“, entgegnete Grit Waldermann von Roche, „aber eben drei Stunden lang keinen Loop.“ Der Hintergrund: Dies soll eine Sicherheitsfunktion sein. Widerspricht der Patient dem Algorithmus, stuft dieser das als riskant ein – und verabschiedet sich dann für 180 Minuten. Das wirkte für viele Teilnehmer allerdings schon ein wenig wie ein Rückzug in den Schmollwinkel.

Funktioniert das auch ohne geregelten Tagesablauf?

Davon abgesehen gab es aber viel Interesse an der Loop-Technik, die in dieser Form auch höchst offiziell verordnet und in Praxen besprochen werden darf. Denn auch wenn man – wie vielfach betont – „den Kopf bitte nicht ausschalten“ soll, erschien die Technik für viele dann ganz offensichtlich schon als attraktive Möglichkeit, mit weniger Aufwand mehr Zeit im Zielbereich verbringen zu können. Die Erkundigungen wurden im Laufe der Veranstaltung denn auch immer detailreicher. Eine weitere Frage bezog sich etwa auf die Lerneffektivität des Algorithmus: Funktioniert das alles auch, wenn man keinen geregelten Tagesablauf, sondern einen stressigen Job mit täglichen Unwegsamkeiten hat? „Ja, tut es“, konnte die Roche-Vertreterin beruhigen. „Es ist nur so, dass der Loop schneller lernt, wenn der Tagesablauf eher gleichmäßig verläuft. Ist das nicht so, braucht der Loop lediglich etwas länger.“  

Insgesamt gab es so viele Fragen, dass die beiden Vertreterinnen – neben Grit Waldermann noch Franziska Voigt für Dexcom – zwischenzeitlich kaum noch hinterherkamen. Als dann nach über zwei Stunden doch alle Informationen ausgetauscht waren, gab es viel Lob der Teilnehmer: „Tolle Veranstaltung, tolle Leute“ oder „vielen, vielen Dank, das waren super Infos“ stand im begleitenden Chat zu lesen. So kann es mit der DIA-AID-Live-Reihe gerne weitergehen.