Diabetes durch Chemikalien?

Umwelthormone trotz Verboten noch in der Nahrungskette

Hormonell aktive Substanzen müssen strenger reguliert werden, fordert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Diese Umwelthormone wie beispielsweise Bisphenol A stehen unter mittlerweile ziemlich verhärtetem Verdacht, den Stoffwechsel und damit auch Diabetes zu beeinflussen.

In Schädlingsbekämpfungsmitteln, Kleidung, Möbeln, Verpackungen für Speisen und Getränke, Spielzeug und sogar in Babyfläschchen können hormonell wirksame Schadstoffe enthalten sein. Man nennt sie endokrine Disruptoren. Unter dem endokrinen System versteht man das Hormonsystem, das einen entscheidenden Einfluss auf Körperfunktionen wie Wachstum, Fortpflanzung, Schlaf, Stimmung aber auch den Stoffwechsel hat.

Einfluss auf Stoffwechsel

Diese Umwelthormone können Hormone imitieren oder Hormonrezeptoren in Zellen blockieren und bringen so das Hormonsystem aus der Balance. Diese Stoffe werden unter anderem mit bestimmten Formen von Krebs, Lernschwächen, Intelligenzverlust, Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Diabetes in Zusammenhang gebracht.

Die Verwendung dieser Chemikalien in Verbraucherprodukten wird seit vielen Jahren in Politik und Wissenschaft kontrovers diskutiert. Zwar hat die EU bereits im Jahr 1999 ein Strategiepapier verfasst, dieses wurde aber lange Zeit nicht umgesetzt. In den letzten Jahren klagten einige europäische Regierungen. Daraufhin wurden 2018 zwei Richtlinien für die Bewertung von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln verabschiedet.

Fruchtbarkeit deutlich beeinträchtigt

Es gebe heute kaum noch Kunststoffprodukte, die kein Bisphenol A enthalten, so der Präsident der DGE, Prof. Dr. Josef Köhrle. In Babyflaschen sei diese umstrittene Chemikalie zwar mittlerweile verboten, aber dafür würden jetzt andere Substanzen eingesetzt, die eine ähnliche, teils sogar schlimmere Wirkung hätten. Bisphenol A gilt als besonders gefährlicher Stoff. Erst letzte Woche hat das Gericht der Europäischen Union eine Klage des Branchenverbands PlasticsEurope abgewiesen, der die EU-weite Bewertung der Chemikalie angefochten hatte, wie der Spiegel berichtet1. Diese bei der Plastikherstellung verwendete Verbindung gelte wegen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit auch weiterhin als „besonders besorgniserregender Stoff".

Im Fettgewebe von Eisbären nachweisbar

Einige dieser hormonell wirkenden Substanzen sind schon seit mehreren Jahren verboten. Trotzdem befinden Sie sich immer noch in der Umwelt und damit auch in der Nahrungskette, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet2. Ein Beispiel sind polychlorierte Biphenyle (PCB), die seit über 35 Jahren kaum noch hergestellt wurden und seit 2001 weltweit verboten sind. Trotzdem sind sie noch auf der ganzen Welt nachweisbar, beim Menschen und sogar im Fettgewebe von Eisbären rund um den Nordpol.

Klarer Zusammenhang zwischen Kontakt mit PCB und Diabetes

PCB sind giftige und krebsauslösende chemische Chlorverbindungen, die bis in die 1980er Jahre unter anderem als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet wurden. Sie zählen zu den zwölf als „dreckiges Dutzend“ bekannten organischen Giftstoffen, welche durch die Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden. Zahlreiche Studien zeigen eine klare Korrelation zwischen dem Kontakt mit diesen Verbindungen und dem Auftreten von Diabetes3

Weiterführende Links und Quellen:

  1. https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/bisphenol-a-bleibt-besonders-besorgniserregend-entscheidung-des-eug-a-1276868.html
  2. https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=103989&s=diabetes
  3. https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/ehp.1104247