Union und SPD haben sich geeinigt

So soll die nationale Diabetes-Strategie aussehen

Ziel verfehlt: Nach langem Hin und Her hat sich die Große Koalition auf die Ziele einer nationalen Diabetes-Strategie geeinigt. Der Bundestag wird bereits am Freitag, 03.Juli ab 14:35 beraten und entscheiden. Die Ergebnisse sind jedoch sehr ernüchternd.

 

Es tut sich etwas in Sachen nationaler Diabetes-Strategie. Union und SPD haben sich auf einen Initiativantrag geeinigt. Bereits in dieser Woche, am Freitag, 03.Juli.2020 ab 14:35 will der Bundestag darüber beraten. „Damit geht die Diabetes-Strategie jetzt ihren Weg“, so SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas am Donnerstag gegenüber der „Ärzte Zeitung“. Aufgabe der Bundesregierung ist es dann für eine zügige Umsetzung zu sorgen. „Wir werden als Parlament genau hinschauen, ob das auch passiert“, betonte Bas.

Eine nationale Diabetes-Strategie ist im Koalitionsvertrag festgehalten. Lange Zeit konnten sich jedoch Union und SPD in verschiedenen Punkten nicht einigen. Der Hauptstreitpunkt: Die Zuckerreduktion in Getränken.

Zankapfel Zuckerreduktion

Krankenkassen und Fachgesellschaften hatten eine verbindliche Reduktion von 50 Prozent gefordert. Der nun vorliegende Antrag enthält leider nur einen sehr schwachen Kompromiss. Die Zuckerreduktion wird lediglich als „wichtiges Ziel“ der nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie bezeichnet. Konkret heißt das, dass bis Ende 2025 lediglich eine freiwillige Zuckerreduktion um 15 Prozent in den Getränken vereinbart wurde. Die Bundesregierung solle sich daher für eine „Ausweitung des Engagements“ der Branche einsetzen und dabei die Forderung von Krankenkassen und Fachgesellschaften „prüfen“.

Die Regierung wird zudem aufgefordert, auch die Themen Ernährung, Sport, Bildung, Forschung, Arbeit und Umwelt in die Strategie einzubinden. Die Themen Adipositas, Ernährung und Bewegung sollen künftig auch eine größere Rolle bei der Weiterbildung von Ärzten spielen.

DMP werden modifiziert

Niedergelassene Ärzte, die Diabetiker betreuen und Kliniken sollen künftig enger zusammenarbeiten. Die „Disease Management-Programme“ (DMP) und Schulungen sollen auf der einen Seite „zielgenauer“ auf der anderen Seite „flexibler“ werden. Das „Diabetes-Überwachungs-System“ des Robert Koch-Instituts soll ausgebaut werden. Zusammen mit den Ländern soll die Bundesregierung zudem Sorge tragen, dass „regionale Register“ genutzt und verfügbar gemacht werden.

Ein wichtiger Punkt ist zudem die Aufklärung der Eltern über die Ernährung ihrer Kinder in den ersten tausend Tagen ihres Lebens. In dieser Zeit würden nicht nur Ernährungsmuster geprägt, sondern auch die Neigung zu Allergien sowie zu Fehl- und Mangelernährung. Erforscht werden sollen zudem Wechselwirkungen zwischen Ernährung, Bewegung und der Einnahme bestimmter Arzneimittelauf das Diabetes-Risiko.

Diabetiker Niedersachsen enttäuscht

"Das sind sehr ernüchternde Ergebnisse für einen über zweijährigen Prozess", so der Landesvorsitzende der Diabetiker Niedersachen, Arnfred Stoppok, in einer ersten Reaktion. Es bleibe nun zu hoffen, dass in die am 3. Juli beginnenden Beratungen im Bundestag noch Bewegung komme und Ärzte sowie Patientenvertretungen im Prozess mehr Gehör fänden.

"Sonst ist diese Strategie nicht mehr als ein laues Lüftchen und vertane Zeit. Es gibt keine echte Prävention, ohne den Zuckergehalt in Lebensmitteln endlich auch von gesetzgeberischer Seite anzugehen und zu regeln. Nach alle den Jahren des mühevollen Werbens für einen bundesweiten Plan zur Eindämmung von Diabeteserkrankungen und für die bessere Versorgung von uns Betroffenen, frage ich mich ernsthaft, wer der Bundesregierung mehr am Herzen liegt: Die Bevölkerung oder ein paar Herren im Anzug aus den Lobbyabteilungen der Lebensmittelriesen", kommentiert Stoppok enttäuscht.

Die Diabetiker Niedersachsen werden sich mit Beginn der Beratungen weiter mit dem Thema beschäftigen.