Fortbildung in Wolfenbüttel

Selbsthilfeförderung: Unabhängigkeit und Spielräume

Wie finanziere ich die Arbeit meiner Selbsthilfegruppe unabhängig von kommerziellen Interessen? Was macht eine Veranstaltung attraktiv? Und warum kann ich einem Referenten 250 Euro Honorar aus Fördermitteln zahlen, aber ihm keinen Strauß Blumen schenken? Alles Fragen, die wir an einem Fortbildungswochenende im Bildungszentrum Wolfenbüttel klärten. Und noch einige mehr.

Zur Arbeit der organisierten Selbsthilfe gehört es auch, sich stets auf dem Laufenden zu halten, wenn es Veränderungen in den Anforderungen und Strukturen gibt, in denen man sich bewegt und es auch den aktiven Mitgliedern zu ermöglichen, sich „up to date“ zu halten. So bieten wir regelmäßig Fortbildungen für unsere regionalen Selbsthilfegruppenleiter an, die auch mal über das Tagesgeschäft hinausgehen. Im Fokus dieses Mal: Förderanträge und Förderstrukturen, sowie gute Organisation und effektive Öffentlichkeitsarbeit.

Unabhängigkeit in der Finanzierung

So ließen wir uns am ersten Abend unserer Fortbildung Mitte Januar in unserem Wolfenbütteler Bildungszentrum direkt von einem Vertreter der Selbsthilfeförderung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Niedersachsen erklären, was sich in der Antragsstellung zur krankenkassenübergreifenden Pauschalförderung für Selbsthilfegruppen im letzten Jahr getan hat. Ebenso wurde von GKV-Vertreter Uwe Mertens (IKK classic) erklärt, wo man am effektivsten eine individuelle Projektförderung beantragt.

Da wir stets um unsere Unabhängigkeit von kommerziellen Unternehmen bemüht sind, ist dies, neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen, die wichtigste Säule der Finanzierung unserer Arbeit. Die anwesenden neuen Selbsthilfegruppenleiter waren überrascht, wie einfach es teilweise sein kann, aber auch manchmal erstaunt, wie unpraktisch manche Förderobergrenzen bemessen sind. Die hybrid zugeschalteten erfahrenen Selbsthilfegruppenleiter gaben sich dann auch gleich offensiver: Noch immer sei es so, dass man Referenten hohe Honorare aus der Pauschalförderung zahlen könne (was oft gar nicht gefordert werde), man aber 15,80 Euro für den obligatorischen Strauß Blumen zurückzahlen müsse, da Gastgeschenke nicht bedacht wären.

Skepsis bei den Budgets

Uwe Mertens zeigte an diesem Punkt auch Verständnis und versprach, die Kritik mit in die nächste Versammlung mit seinen GKV-Kollegen zu nehmen. Es gebe durchaus Spielräume für Veränderungen. Auch das eher unrealistische Budget bei den gestiegenen Kosten für Unterkünfte und Gruppenräume wurde in seinem Umfang und seiner Praxis skeptisch erörtert. Die gesteigerte Fahrtkostenpauschale von 38 Cent/Kilometer in Anlehnung an das niedersächsische Reisekostengesetz wurde hingegen ausdrücklich begrüßt.

Moderne Öffentlichkeitsarbeit

Der zweite Tag gehörte dann ganz den neuen SHG-Leitern, die sich intensiv mit moderner Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsplanung beschäftigten: Wie trete ich an die Presse heran? Wie komme ich an gutes und attraktiv gestaltetes Infomaterial? Wer kann mir evtl. Content für meine Arbeit im Netz liefern? Wie trete ich am besten an Apotheker und Ärzte heran und wie plane ich eine Veranstaltung, die die Besucher und neue Menschen für meine Gruppe begeistert? Diese und andere Fragen kamen auf den Tisch und wurden gemeinsam bearbeitet und vom Team Öffentlichkeitsarbeit des Landesvorstandes beantwortet.

Auch der Datenschutz kam nicht zu kurz. Das knifflige Thema wurde zunächst in seiner ganzen Problematik erörtert und dann kam mit Expertentipps etwas Licht ins Dunkel der Nutzung von Messengern, Social Media und Videokonferenz-Software. Unsere neuen SHG-Leiter sind nach diesem Wochenende gut aufgestellt, zeigte sich doch, dass niemand mit den Kosten eines solchen Engagement im Regen stehen bleibt. Auch weitere neue Aktive sind herzlich eingeladen, an unseren Fortbildungen teilzunehmen, auch mal Themen anzuregen oder sogar selbst die Initiative zu ergreifen und eine Selbsthilfegruppe zu gründen.