Diabetes Typ 1

Künstliche Bauchspeicheldrüse verbessert Kontrolle des Blutzuckers

Eine künstliche Bauchspeicheldrüse hält den Blutzuckerwert rund 2,5 Stunden pro Tag länger im Zielbereich, als die von Diabetikern selbst ermittelte Insulindosis, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Eine künstliche Bauchspeicheldrüse, welche die benötigte Insulindosis automatisch an den kontinuierlich bestimmten Blutzuckerwert anpasst. Die Idee klingt verführerisch. Trotzdem hatten Ärzte lange Zeit Bedenken, die Insulindosierung allein einem Rechner zu überlassen. Fehler in der Dosierung könnten nämlich tödlich enden. Beispielsweise bei einer Überdosierung würde Unterzucker drohen, der vor allem nachts unbemerkt bleiben könnte. Oder andersherum könnte der Ausfall der Pumpe zu viel zu hohen Zuckerwerten mit der Gefahr von Ketoazidose führen.

Insulindosis nur einem Rechner überlassen?

Diese Sorgen konnten inzwischen mithilfe verschiedener Studien größtenteils ausgeräumt werden. Die Algorithmen können auf die Bedürfnisse des einzelnen Typ-1-Diabetikers angepasst werden. Es gibt spezielle „Sicherheitsmodule“ für Unterzucker, eine automatisierte Insulingabe bei besonders hohen Zuckerwerten und Programme zur Steuerung in der Nacht, bei der Typ-1-Diabetiker morgens mit normalen Blutzuckerwerten erwachen.

Pumpe, Sensor und Algorithmus

Diese künstliche Bauchspeicheldrüse besteht aus einer Insulinpumpe, einem Sensor, der den Zucker misst und einem Algorithmus, der die Infusion von Insulin ständig an die gemessenen Insulinspiegel anpasst. Alle derzeit erprobten sog. „Closed-Loop“-Systeme, auch das im letzten Jahr in den USA und Europa zugelassene MiniMed 670G des Herstellers Medtronic, sind „hybrid“. Das heißt, sie steuern nur die Basalinsulininfusion. Das nach den Mahlzeiten benötigte Insulin müssen die Patienten selbst injizieren.

Studie mit aktuell noch nicht zugelassener künstlicher Bauchspeicheldrüse

In der aktuellen Studie wurde eine aktuell noch nicht zugelassene künstliche Bauchspeicheldrüse eingesetzt, die an der Universität von Virginia / USA entwickelt wurde.
An der Studie nahmen an sieben Zentren insgesamt 168 Teilnehmer im Alter von 14 bis 71 Jahren teil, die seit einem bis 62 Jahren unter einem Typ-1-Diabetes litten. Ihr HbA1c lag zwischen 5,4 und 10,6 Prozent.

Versagen von Insulinpumpe führte in einem Fall zu Ketoazidose

Die meisten Studienteilnehmer benutzten bereits Insulinpumpen und/oder kontinuierlich messende Glukosesensoren, sodass eine künstliche Bauchspeicheldrüse für sie keine große Umstellung bedeutete. Während der Anwendung zeigte sich, dass der Anteil der Zeit, in der die Blutzuckerwerte im Zielbereich („TIR“) lagen, sich von 61 auf 71 Prozent steigern ließen. Dies entspricht in etwa 2,5 Stunden pro Tag. Vor dem Einsatz des Geräts wiesen die Teilnehmer den Großteil dieser Zeit zu hohe Zuckerwerte auf. Auch der Durchschnitts HbA1c besserte sich von 7,40 auf 7,06 Prozent. In einem Fall kam es allerdings zu einer Ketoazidose, weil die Insulinpumpe versagt hatte.

Ziel: Spätkomplikationen verhindern

Ob eine künstliche Bauchspeicheldrüse tatsächlich auch vor den Spätkomplikationen von Diabetes schützen kann, lässt sich nach einem halben Jahr noch nicht abschätzen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch. Laut einer im Frühjahr veröffentlichten Studie ist bereits eine Verkürzung der Zeit im optimalen Blutzuckerbereich um zehn Prozent mit einem deutlich höheren Risiko für Spätkomplikationen wie Problemen mit der Netzhaut verbunden.