Nationale Diabetesstrategie

Kinderärzte bestehen auf weniger Zucker in Lebensmitteln

Wer die nächste Generation vor Diabetes schützen will, muss bei den Grenzwerten für Zucker besonders bei den Lebensmitteln anfangen, die Kinder besonders gern essen, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.

„Ohne der Lebensmittelindustrie weh zu tun geht es nicht“, sagte die Vizepräsidentin des Berufsverbands, Sigrid Peter. Wenn die CDU dabeibleibe, den Zuckeranteil auch in Zukunft nicht zu begrenzen, mache die nationale Diabetes-Strategie im Ganzen keinen Sinn. CDU/CSU und SPD hatten bereits im Koalitionsvertrag 2018 eine Nationale Diabetes-Strategie beschlossen, um die Volkskrankheit gezielt zu bekämpfen.

Grenzwert in Kinderlebensmitteln

Künftig sollten Kinder und Jugendliche besser vor Diabetes geschützt werden. Die Kinderärzte sprechen sich deswegen für einen klaren Grenzwert des Zuckergehalts in Kinderlebensmitteln aus, sozusagen als fester Bestandteil einer nationalen Diabetes-Strategie. „Politik muss für Verhältnisse sorgen, die Kindern und Jugendlichen ein gesundes Aufwachsen ermöglichen“, betonte Peter.

SPD drängt, die Union blockiert

Aktuell sieht es so aus, als würden die Gespräche innerhalb der Großen Koalition zur Diabetesstrategie wegen der Zuckerfrage scheitern, berichtete Bärbel Bas von der SPD. „Diabetes wird immer mehr zu einer Volkskrankheit. Hauptgründe sind falsche und unge-sunde Ernährung. Eine wirksame Diabetesstrategie braucht daher zwingend Regelungen zur Ernährung und eine Beschränkung der Werbung für Kinderlebensmittel“, schrieb Bas vor kurzem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Dazu Peter: „Wir haben Halbzeit der Legislatur und in Sachen Diabetes ist die GroKo aber bislang nicht groß vorangekommen“. Die Kinderärzte beklagen, dass Deutschland im Kampf gegen Diabetes seit Jahren anderen Ländern hinterherhinke.

Forderung nach Werbeverboten

„Begrenzen Sie den besonders hohen Zuckeranteil in Lebensmitteln für Kinder, noch besser: in allen Lebensmitteln. Setzen Sie sich für eine umfassende Verhältnisprävention ein: Für eine Zuckersteuer, für verbindliche und einfache Kennzeichnung der Lebensmittelinhaltsstoffe auf der Packungsvorderseite, für ein Werbeverbot für speziell an Kinder gerichtete Lebensmittel, für gesunde Ernährung in allen Tageseinrichtungen.“, fordert die Kinderärztin die verantwortlichen Bundestagsabgeordneten auf.

Diabetesstrategie ohne den Bereich Ernährung ist keine Strategie

Auch die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) mahnt die Regierung endlich mal in die Pötte zu kommen. Die DANK positioniert sich folgendermaßen klar und deutlich: Eine Diabetes-Strategie ohne den Bereich Ernährung ist keine Strategie – das ist sicherlich jedem Bürger klar, den verantwortlichen Ernährungspolitikern jedoch offenbar nicht. Auch die Dringlichkeit wird ignoriert: Diabetes ist tödlich!

Jeder fünfte Todesfall in Deutschland lässt sich auf Diabetes zurückführen. Zudem verkürzt Diabetes die Lebenszeit bei Menschen im mittleren Alter um 6 bis 12 Jahre, je nachdem ob schon zusätzlich Gefäßerkrankungen bestehen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 500.000 Menschen neu an Diabetes ..... Wir brauchen daher dringend eine nationale Diabetes-Strategie, die verbindliche Maßnahmen im Bereich Ernährung umfasst. Dazu gehört als wesentliche Maßnahme ein Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte. Niemand außer der Industrie braucht Werbespots, die Kinder dazu animieren, mehr Süßigkeiten zu essen. Wir fordern die entsprechenden Politiker auf, endlich ihre Blockadehaltung aufzugeben, das Versprechen des Koalitionsvertrages zu erfüllen und den Weg frei zu machen für einen besseren Schutz der Gesundheit von Kindern.