Gemeinsam stark

In der Pflege etwas bewegen

Die Situation in der ambulanten und stationären Pflege für Diabetikerinnen und Diabetiker ist leider oft nicht optimal. Dem Pflegepersonal fehlt es häufig an Fach- und Spezialwissen, um die Betroffenen optimal und ihren individuellen Bedürfnissen angepasst zu versorgen. Weiterbildung und Zertifizierung in diesem Bereich ist rar gesät und wenn, dann nur abhängig von verschiedenen Interessensgruppen und ohne staatliche Qualitätsaufsicht zu haben.

Für unseren Landesvorstand war dies,  neben einem netten und interessanten Gespräch auf dem Tag der Niedersachsen in Wolfsburg, der Anlass um einmal persönlich in der Geschäftsstelle des ambulanten Pflegedienstes „Hubeta e.V.“ in Braunschweig vorbeizuschauen. Der gemeinnützige Verein hat sich eine gute Versorgung von pflegebedürftigen Diabetikerinnen und Diabetikern auf die Fahnen geschrieben. Aus dem langen und aufschlussreichen Gespräch mit der Geschäftsführerin Joana Möbes und den stellvertretenden Pflegedienstleiter Frank Patermann hat unser Landesvorstand eine Menge mitgenommen. Ein ausführlicher Bericht erwartet Sie in der Februarausgabe des Diabetes-Journals.

In 2018 wollen wir uns verstärkt mit verschiedenen Vorstößen auf der politischen Ebene zum Thema einbringen, um das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen und die Situation von Betroffenen zu verbessern. Dazu gehört für uns, dass die Bundesverbände der Diabetikerselbsthilfe sich gemeinsam auf Standards für die Zertifizierung von Weiterbildungen für Pflegefachkräfte verständigen müssen. Diese Standards müssen sich aus den realen Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen und neuesten medizinischen Erkenntnissen speisen. Ein so entstehender Katalog muss dann an die Politik als Forderung herangetragen werden, damit Zertifizierung künftig unter öffentlicher Aufsicht, transparent und auf höchstem Niveau stattfindet.

Betroffene und Pflegedienste würden davon profitieren, denn ersteren wäre nun klar, wo sie am besten versorgt werden und zweitere wüssten, welche Fort- oder Weiterbildung die höchsten Standards erfüllt und mit einem entsprechendem Qualitätssiegel honoriert wird.  Ferner wollen wir auch, dass sich die berufliche Situation von Pflegefachkräften grundlegend verbessert. Statt Arbeitszeitverdichtung, wenig Zeit für die Patienten und schlechter Bezahlung fordern wir bessere Arbeitszeiten, individuell angepasste Versorgung und eine faire Bezahlung. Der oft beschworene Pflegenotstand ist in manchen Regionen schon da, nun kommt es darauf an, Pflegeberufe wieder attraktiv zu machen und für mehr Anerkennung zu sorgen.

Gute Pflege beginnt eben mit guten Pflegefachkräften in ausreichender Anzahl. Unsere Gesellschaft darf nicht am falschen Ende sparen. Diabetiker haben besondere Bedürfnisse in der Pflege, die entsprechend Berücksichtigung finden müssen. So ist für die stationäre Pflege auch eine besondere Pflegestufe zu diskutieren, die diesen Bedürfnissen Rechnung trägt. Wir werden diese Forderungen in der DDF einbringen und versuchen, alle Bundesverbände dahinter zu versammeln. Nur gemeinsam können wir für diese Ziele im Sinne der Betroffenen wirken.

Selbsthilfe heißt auch, für sich selbst auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene etwas zu erstreiten. Wir nehmen diesen Gedanken ernst und streiten dafür, im  Sinne einer unabhängigen Betroffenenvertretung zu wirken. Teil einer solchen Vertretung müssen entsprechende Verbindungen in die Politik, die Medizin, Pharmaindustrie und die Presse sein. Diese aber frei von den Interessen und Abhängigkeiten Einzelner und immer im Interesse unserer Mitglieder. Wir laden unsere Partner in Ländern und Bund herzlich ein, mit uns in diesem Sinne gemeinsam zu wirken. Gemeinsam sind wir stark und können etwas bewegen. Packen wir es an.

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