Kommentar von Anke Buschmann

Heroin-Insulin-Plakat der Polizei: Ein übler Nachgeschmack bleibt

Heftige Kritik erntete die Polizei Hamburg für ein Plakatmotiv, welches dazu aufruft, die Polizei zu alarmieren bei Beobachtung einer Person, die sich eine Spritze setzt. Nach einem heftigen Shitstorm in den sozialen Medien hat die Polizei das Plakat zurückgezogen. Ein Nachgeschmack bleibt.

 

Der Fauxpas der Polizei Hamburg bewegte Anke Buschmann, Sprecherin für Kinder, Jugend & Familie der Diabetiker Niedersachsen, zu folgendem Statement:

„Allein der Gedanke, in den Köpfen der Menschen einen Zusammenhang Heroin – Insulin gedanklich herbeizuführen erschüttert mich zutiefst. Für junge Diabetikerinnen und Diabetiker ist es schwer genug, ihre Krankheit anzunehmen und sich als normale Mitglieder der Gesellschaft zu fühlen. Sie jetzt damit zu belasten, das Setzen einer lebensnotwendigen Insulinspritze zum Drogenmissbrauchs-Verdachtsfall für sogenannte aufmerksame Bürger zu erheben, zeugt von wenig Kenntnis der Materie und Mitgefühl mit den Betroffenen.

Das Plakat ist ein gefährliches Spiel mit den Vorurteilen mancher Menschen, welches direkt dazu motiviert, Menschen mit einem Diabetes in Kontakt mit der Polizei zu bringen, ihnen eine Beweislast aufbürdet, sich für ihre Therapiehandlung zu rechtfertigen. Wir waren endlich an einem Punkt, an dem sich mehr und mehr Diabetikerinnen und Diabetiker öffentlich bekannten und sich beim Spritzen nicht mehr versteckten. Nun wäre in einer der größten Städte Deutschlands diese Entwicklung mit einem Schlag fast wieder zunichte gemacht worden.

Am wütendsten an dem Vorfall macht mich, dass weder der das Plakat anbietenden Agentur noch der abnehmenden Polizei an irgendeiner Stelle ähnliche Gedanken wie oben ausgeführt gekommen zu seien scheinen. Das zeigt, dass es für Selbsthilfe- und Patientenvertretung noch ein langer Weg ist, beim Thema Diabetes für breitenwirksame Aufklärung in den Köpfen zu sorgen. Ich bin froh, dass so viele Menschen sehr schnell reagiert haben und der Spuk schnell ein Ende gefunden hat. Hoffen wir, dass dies ein Einzelfall bleibt. Ein übler Nachgeschmack bleibt schon jetzt."