Typ-1-Diabetes

Extrem gefährlich: Essstörungen bei jungen Diabetikern

Junge Menschen mit Diabetes vom Typ 1 leiden deutlich häufiger unter Essstörungen als der Rest der Bevölkerung. Dies kann lebensgefährliche Entgleisungen des Stoffwechsels zur Folge haben.

Familienangehörige von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes sollten besonders sorgfältig auf das Essverhalten ihres Nachwuchses achten, empfehlen die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Bei ersten Anzeichen sollten sie mit ihren Kindern sprechen und auch den behandelnden Arzt miteinbeziehen.

Besonders häufig: Bulimie bei jungen Frauen

Gerade bei Mädchen und jungen Frauen mit Typ-1-Diabetes treten Essstörungen etwa zwei- bis dreimal häufiger auf als bei Gleichaltrigen ohne Diabetes. Sehr häufig ist Bulimie zu beobachten. Aus der Angst heraus, sie wären zu dick, versuchen junge Diabetikerinnen dann absichtlich und regelmäßig zu erbrechen oder nehmen Abführmittel in hohen Mengen ein.

Gefährliches Insulin-Purging

Eine weitere gefährliche Methode: Insulin-Purging. Das heißt, es wird absichtlich zu wenig Insulin gespritzt um damit Gewicht zu reduzieren. Die DGE warnt: „Damit riskieren junge Menschen unumkehrbare Schäden an Nerven und Gefäßen und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben“. Ohne ausreichend Insulin steigt der Blutzucker an. Ab einem bestimmten Grad wird der Blutzucker und damit Kalorien und Flüssigkeit über die Nieren ausgeschieden. Diesen Vorgang nennt man „Erbrechen der Nieren“. Teenager verlieren so sehr rasch an Gewicht. Doch die Methode ist lebensgefährlich. Wenn nicht rechtzeitig wieder Insulin gespritzt wird, können die jungen Menschen ins Koma fallen. Aber selbst dann, wenn das Insulin-Purging technisch beherrscht wird, sind schwere körperliche Schäden die Folge.

Ständig übers Essen nachdenken müssen

Anders als andere jungen Menschen müssten sich junge Diabetiker täglich mit der Menge und den Inhaltsstoffen ihres Essens auseinandersetzen. Einfach so mal völlig unbeschwert essen ohne groß nachzudenken, ist schwierig. Deswegen ist während der Pubertät die Gefahr groß, dass die jungen Menschen ein krankhaftes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper entwickeln.

Gerade in dieser Zeit, in der sich so viel ändert im Leben, sorgt Diabetes bei vielen für Stress. Oft leidet auch das Selbstwertgefühl. Einen Ausweg suchen die Teenager dann nicht selten in gestörtem Essverhalten. In den allermeisten Fällen sprechen sie aber aus Scham nicht darüber, weder mit Eltern noch mit Freunden. Bei Eltern sollten besonders dann die Alarmglocken klingeln, wenn das Körpergewicht ihrer Kinder schwankt und immer wieder hohe Blutzuckerwerte auftreten.

Magersucht überlebt jeder Dritte mit Diabetes nicht

Ohne eine Therapie enden Essstörungen häufig tödlich. Bei fünf von hundert Menschen endet Magersucht mit dem Tod. Bei jungen Menschen mit Diabetes plus Magersucht ist es jeder dritte. Sehr oft bleibt dann nur noch der Weg in eine stationäre Therapie, bei der die Magersucht-Patienten zum einen lernen mit ihrer Krankheit klarzukommen, zum anderen aber auch Schulungen erhalten, damit sie lernen wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung aussieht.