Belohnungszentrum im Gehirn beteiligt

Essen kann bei Kindern zur Sucht werden

Kinder, bei denen aufgrund von Entzündungsprozessen das Belohnungssystem im Gehirn verändert ist, nehmen in Folge dessen stark an Gewicht zu. Das ist das Ergebnis einer Studie, in der auch Magnetresonanztomografie zum Einsatz kam.

Die Häufigkeit von starkem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen hat sich seit 1975 weltweit vervierfacht und ist ein wichtiger Risikofaktor für Adipositas im späteren Leben. Immer mehr Kinder leiden unter einem gestörten Essverhalten. Das liegt unter anderem daran, dass ungesunde Nahrungsmittel überall und jederzeit für wenig Geld zu haben sind.

Eine gesunde Ernährung von Kindern fängt bereits im Mutterleib an. Danach sind vor allem die ersten drei Lebensjahre von entscheidender Bedeutung dafür, wie wir uns ein Leben lang ernähren. Kinder lassen sich besonders leicht von zuckerhaltigen und fetten Nahrungsmitteln verführen - mit gravierenden Folgen.

Belohnungssystem durch ungesunde Ernährung aktiviert

Liegt schon starkes Übergewicht vor, fällt eine Ernährungsumstellung schwer. Das Verlangen nach ungesunden Lebensmitteln ist bei Kindern mit Adipositas sehr hoch und kann regelrecht Suchtcharakter haben. Suchtverhalten hat mit dem Belohnungssystem im Gehirn zu tun, genauer gesagt mit dem Nucleus accumbens. Der Nucleus accumbens spielt eine zentrale Rolle im mesolimbischen System, dem „Belohnungssystem“ des Gehirns. Das mesolimbische System fördert durch Glücksgefühle das Verstärken bestimmter Verhaltensmuster, die mit Belohnung in Verbindung stehen. Das heißt in dem Fall zumindest kurzfristig: Essen macht glücklich!

Ungesättigte Fettsäuren verändern Strukturen im Gehirn

Tierversuche haben gezeigt, dass eine ungesunde Ernährung mit vielen gesättigten Fettsäuren zu einer Entzündungsreaktion führt, welche die Zelldichte in diesen Gehirnregionen erhöht. Beim Menschen lassen sich diese Veränderungen nicht untersuchen, da dazu Gehirnmaterial entnommen werden müsste. Die Dichte der Zellen lässt sich jedoch mithilfe der Magnetresonanztomografie messen. Dieses Verfahren gilt als unschädlich und wurde in einer Studie eingesetzt, bei der über 5.000 Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren untersucht wurden.

Veränderte Gehirnstrukturen – hoher Bauchumfang

Ein Jahr später wurden 2.000 dieser Kinder nachuntersucht. Hier zeigte sich, dass diejenigen Kinder mit den stärksten Veränderungen in der Bildgebung auch die größte Zunahme am Bauchumfang zu verzeichnen hatten. Eine Art Entzündung im Suchtzentrum des Gehirns scheint also bei Kindern zu Gewichtszunahme zu führen.

Mit der hier eingesetzten Methode der Magnetresonanztomografie kann zwar kein Entzündungsprozess wie bei den Tierversuchen nachgewiesen werden. Es wird aber klar, dass das Belohnungssystem eine Rolle bei der Entwicklung der Adipositas von Kindern spielt. Die Autoren vermuten, dass die Gehirnveränderungen, die durch ein Zuviel an ungesunder Ernährung ausgelöst werden, einen Teufelskreis auslösen, der schwer zu durchbrechen ist. Ungesunde Lebensmittel mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren erhöhen die Strukturen im Gehirn, was wiederum zu noch mehr ungesundem Essen und damit zu Adipositas führt. Dies würde erklären warum die Behandlung von starkem Übergewicht bei Kindern so schwierig ist.